Lust im Adamskostüm
Nackt stand Kain am Küchenfenster und blickte hinaus. Die abendliche Straße lag im Nebel, die Laternen warfen trichterförmige Lichtkegel auf die Gehwege. Hier und da hetzte eine gebeugte Gestalt vorbei. Die Schultern hochgezogen unter einem Schirm oder der Mantelkragen bis zu den Ohren aufgestellt. Feine Tröpfchen schienen in der Luft zu schweben, nicht der Schwerkraft folgen wollend. Jeder der Passanten durchschnitt diese feuchte Wand, die sich sofort wieder hinter dem Körper schloss, als wäre nichts geschehen, gleich einem Phantom, das durch die Straßen schlich.
Kain kratzte sich am Kopf. Ihm war warm, obwohl er nackt war. Er dachte an das Frauenzimmer, das ihn letztens wieder verarscht hatte. Seufzend drehte er sich weg vom Fenster und starrte in die Küche. Dort lag sie auf dem Tisch. Bewegungslos, mit fast makelloser Haut. Nur hier und da eine kleine Unebenheit, doch das störte ihn nicht. Er sah die Schönheit im Ganzen.
„Wieso haltet ihr Weiber euch immer für Göttinnen?“, fragte er und schritt zur Besteckschublade. Zog am Griff und hob sie ein wenig an, da sie ständig klemmte. Das Besteck klimperte kurz, dann wählte er sein schärfstes Messer aus. Kain bewunderte den blanken Stahl, die scharfe Schneide und stellte sich vor, wie diese durch die makellose Haut gleiten würde.
„Ja, gut, dein schwäbeln hat mich jetzt nicht so wirklich angemacht, aber noch immer besser als sächseln“, grinste Kain fies und zog das Messer über seinen Unterarm.
Sacht rieselten ein paar Härchen seines dortigen Bewuchses zu Boden. Diese Schärfe würde auf jeden Fall ausreichen.
Er war so wütend, enttäuscht und sauer. Aber am meisten war er wütend. Sie wollte es ja nicht anders. Hat ihn einfach ausgelacht und stehengelassen, als sein kleiner Kain desgleichen verweigerte.
Zerfleischen würde er sie. Oh ja. Regelrecht auseinandernehmen. Ihren Körper zerteilen, sich bis zu ihrem Innersten hindurchwühlen, das weiche Fleisch zerfleddern, eine Handvoll in den Mund schaufeln und wütend zerkauen.
Kain konnte es kaum mehr erwarten. Er stand bereits vor dem Tisch und starrte auf den regungslosen Körper hinab. Langsam hob er seine Hand und berührte die zarte Haut. Sanft glitt sein Zeigefinger über die Rundungen und Kurven und er spürte sein Verlangen pochen. Bedächtig hob er seine Hand und setzte die Spitze des kalten Stahls auf die Mitte der stärksten Wölbung in der Mitte ihres Körpers.
„Schlampe!“, schrie er und stach zu. Das schmatzende Geräusch des eindringenden Messer drang kaum durch das Rauschen in seinen Ohren. Doch er spürte eine tiefe Befriedigung dabei. Er zog das Messer langsam aus dem Stichkanal, beobachtete die Flüssigkeit und die Stückchen des Gewebes, die an der Schneide haften blieben. Er setzte wenige Zentimeter daneben erneut an und trieb die Klinge tief hinein. Oh wie gut das tat. Ihm wurde noch heißer, Schweiß trat aus seinen Poren, seine Muskeln im Oberarm brannten vor Anspannung. Ja, genau so wollte er es der Schlampe besorgen. Wie im Rausch stieß er immer wieder zu, es spritzte um ihn herum, doch das störte ihn kein bisschen.
Kain keuchte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat vom Tisch zurück, bis er die kühle Wand im Rücken spürte. Langsam sank er zu Boden, warf das Messer von sich, zog die Knie an seinen Körper und umschlang sie mit seinen Armen. Sein Atem beruhigte sich nur schleppend und er wagte es kaum, das Massaker auf seinem Küchentisch zu betrachten.
Er war doch sonst so ein ordentlicher Mensch. Nur schwer aus der Ruhe zu bringen, doch das, was er getan hatte, zeugte vom Gegenteil. Er war bestürzt über diese Emotionen, zu denen er fähig war. Nie hätte Kain gedacht, dass er zu solch einer Tat hätte fähig sein können.
Diese Bilder, die ihm im Kopf umherschwirrten, dass er einer Frau so etwas antun wollte. Schrecklich. Kain begann zu frieren. Ächzend erhob er sich, um sich das Gemetzel nochmals zu betrachten. Kopfschüttelnd hauchte er: „Was kannst denn du arme Quitte dafür?“