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Young Man - Mature Woman
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Geschichtenspiel Teil 38

*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Was wir natürlich tun werden, edler Walhorn. Habt Dank für Eure Anregung und gehabt Euch wohl ... *g*

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
ÄÄäääh
aus dem Wasserschöpf-Off: Wieso sollte es keine Federn im Geschichten-Spiel geben?

Tom
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich kann diese vielgelobte Geschichte leider erst später lesen. Habe hier grad ein kleines Büchlein als Word-Datei, das erstmal gerichtet werden will. *zwinker*
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Extrablatt gleich Extraklasse!
absolut phantastisch. du hast mir einen Tag in New York
geschenkt und mich wieder an Kisch erinnert. vielen Dank dafür!
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Extrablatt = Extraklasse

Wortgewaltig , bunt und fühlbar. Phantastisch liebe Nyxe!
du hast mir einen Tag in New York geschenkt und mich wieder an Kisch erinnert!
vielen Dank dafür !
*****002 Paar
1.330 Beiträge
SORRY

dachte die Mail wär nicht durchgegangen !

jetzt gibt's halt zweimal Lob!
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Heute...
habe ich die Ehre, Euch zum Tatort und frisch aus der Birnengarküche die berühmt-berüchtigten 8 Begriffe zu servieren:
*essen*

Seidentuch
Blutsauger
kunstvoll
küssen
Kloß
Spitze
Veilchen
Hasardeur

Es war mir ein Anliegen, dass doch einige mit reichlich doppeltem Auslegungsboden dabei sind und ich hoffe, sie inspirieren Euch zu Kleinoden, zu Großem, Witzigem, Verrücktem...
*anmach*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Unruhig nestelte er mit zitternden Händen an seinem Schlipsknoten und versuchte den dicken Kloß in seinem Hals zu schlucken, der ihm den Atem nahm. Nichts bewegte sich in seinem viel zu eng gewordenen Schlund, im Gegenteil – das zusammengeklumpte Gebilde in seiner Speiseröhre schien mit jeder weiteren Sekunde noch weiter anzuschwellen. Es drückte schon in den Bereich des Atemwegs und würde über kurz oder lang dafür sorgen, dass er erstickte.
Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht? In seiner Lage!
Kalter Schweiß brach ihm aus und unsinnigerweise jagte dabei eine Hitzewallung nach der anderen durch seinen versteiften Körper. Er war schreckstarr – das konnte man so sagen. Fluchtinstinkt pulste durch seine Glieder, er wollte rennen, doch die Füße gehorchten ihm nicht. Er rang nach stimmigen Worten der Erklärung, doch eben drang nur noch ein röcheln aus seinem Mund als er realisierte, dass sein kunstvoll geschmiedetes Gebäude aus Lüge und Ausreden, Etage um Etage einzustürzen begann.
So ein verdammter Mist! Wie hatte er nur so nachlässig sein können?
Das war ihm doch vorher nie passiert!
Aber irgendwann musste es ja so kommen, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, als der Hasardeur, der er war. Idiot! Verdammter Idiot! Tja – so lief es eben im Leben, man musste bezahlen, für das, was man verbockte. Doch so?

Auf einem Nebengleis seiner Gedanken ging er im Geiste durch, welches plötzlich eintreffende Ereignis ihn wohl noch aus dieser Scheißsituation erretten könnte. Vielleicht ein sich plötzlich vor ihm materialisierender transsilvanischer Blutsauger, der ihn auf der Stelle mit seinen schwarzen Umhang umfangen und seine Reißzähne in sein warmes Blut schlagen würde.
Je nachdem, wie gut und richtig dieser dabei seine Aorta traf, würde es in wenigen Sekunden mit ihm vorbei sein und er wäre erlöst. Keine grauenhaften Konsequenzen für sein Handeln in diesem Leben mehr. Ein schneller Tod, mit Aussicht auf eine mögliche Chance, es als Geschöpf der Nacht besser zu machen und sich vor allem, unsichtbar machen zu können oder als Fledermaus durch ein offenes Fenster zu verschwinden um der fälligen Strafe zu entgehen!
Was gab es besseres? Blöd nur, dass es gerade Mittag von der Kirchturmuhr schlug und es helllichter Tag war. Bekanntlich schlafen dämonische Vampire tagsüber aus Sonnenschutzgründen in ihren Särgen. Diese Möglichkeit konnte er damit von seiner Liste streichen.

Er erwog nun, sich ihr langes Seidentuch zu greifen. Aus dem einen Ende blitzschnell eine Schlinge zu knoten und das andere Ende über den Stahlbalken unterhalb der Decke zu werfen und sich auf diese Art und Weise selbst zu strangulieren.
Seide, ein wunderbares Material. Zart, griffig und anschmiegsam dabei äußerst reißfest.
Das machte ihm keine Sorge, das Tuch würde sein Gewicht tragen. Eher die Dauer des bewussten Herumgebaumels mit immer knapper werdender Atemluft gab ihm zu denken. Das war ein nicht so leichter Tod: das Hängen und qualvoll langsame Ersticken. Im besten Falle würde ihn ein rascher Genickbruch ereilen, doch das war bei seiner mangelnden Erfahrung in diesem Metier eher unwahrscheinlich. Es könnte sich unter Umständen minutenlang hinziehen.
Und wie ausgedehnt eben im Moment auch nur sechzig Sekunden lang waren, das spürte er an eigenen Leib. Nee! Das ging gar nicht! Abgehakt!

Schade, dass er dieses spitze, scharfe Schwert auf dem letzten Mittelaltermarkt nicht gekauft hatte. Seppuku wie die alten Samurai, das würde auf jeden Fall schneller gehen und stilvoll wäre es auch, aber zugegeben sehr schmerzhaft und mit einer ziemlichen Sauerei auf dem edlen Perserteppich verbunden, was sie letztlich noch mehr erzürnen würde.
Letzteres war dabei aber sein Problem nicht wirklich, wozu gab es schließlich Tatortreiniger?
Doch müßig diesen Gedanken weiterzuspinnen. Es war keines greifbar im Haus und die sonstigen Messer in der Schublade waren viel zu stumpf für ein solch ambitioniertes Vorhaben.
Lasst alle Hoffnung fahren, ihr Verdammten! Schoß es durch seinen Kopf.
Der gute Dante wusste eindeutig, wovon er geschrieben hatte. Vermutlich war er seinerzeit in einer ähnlichen Situation gewesen.

Nun war er wieder auf das unmittelbare Geschehen vor ihm fokussiert. Wie um Himmels Willen sollte er mit heiler Haut aus dieser Sache herauskommen?

Wie die Königin der Nacht stand seine Domse in Schwarz und die Lederpeitsche in der Hand gar bedrohlich schwingend vor ihm. Eigentlich war sie eher grazil und mindestens einen Kopf kleiner als er, doch ihre Plateau Overknees brachten sie mit ihm auf Augenhöhe und gewiss würde sie die Stiletti an diesem Abend noch eindrucksvoll auf seinem Körper zum Einsatz bringen.
Ihr Zorn galt ihm, dem elenden und notgeilen Nichtsnutz, der nur gut zu einer gewissen und in diesem Forum nicht näher zu beschreibenden Aktivität zu gebrauchen war (kleiner Tipp für den geneigten Leser: Sie haben recht, wenn Sie an DAS dabei denken!) und natürlich sein unentschuldbares Fehlverhalten, ohne politisch korrektes Halsband vor ihr zu erscheinen.
Hatte eine Herrin je von so einer unfassbaren Chuzpe gehört, dass ein Sklave es wagte, ohne eben jenes unverzichtbare Utensil bei seiner Femdom aufzutauchen?
Aufgeplustert fast wie ein Kugelfisch und genauso giftig, mit Funken sprühenden Augen, bebendem Dekolleté, das Gesicht gerötet von Rage, die Fäuste derart zusammengeballt, dass jegliche Farbe aus ihnen gewichen war, schrie sie ihn hochfrequent an, hieß ihn das Eine oder andere und verpasste ihm zum Ende ihrer Schimpftirade mit ihrer harten rechten ein ansehnliches Veilchen als eine der Strafen und gegen das Vergessen in Zukunft zugleich.

Nicht, dass nun beim geneigten Leser Mitleid für den so Gescholtenen aufkommt! Verdient hatte er alles, wirklich alles, was seine Lady für ihn ersonnen hatte und genossen hatte er es auch. Alles - jede ihrer Zuwendungen an ihn und jede einzelne Minute mit ihr. Dabei das eine mehr, das andere weniger.
Und zu Ihrer Beruhigung - geküsst wurde auch, am Ende der Session als sie seine nun ehrlich gemeinten Worte der Entschuldigung annahm.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Woooooohhhh!
Liebste Nina_de_Wynter,
das war so herrlich morbide spannend zu lesen! *haumichwech*

Und das nicht wirklich vorhersehbare Ende.... made my day! Mindestens 100 Punkte!! *top*
*love* Into
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Stahlbalken fürs Seidentuch
*top* Kontraste beleben wirklich das Geschäft.

Auch Seppuku und der Kugelfisch auf Plateaustilettos haben es mir voll angetan...

Nina_de_Wynter *bravo*

(jetzt kugel ich mich.. und möchte auch den Tag in der Kiste verbringen, sonnengeschützt und ganz mit ohne Perverser-Teppich).
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Der Punkt,
der mich dazu brachte, herzlich zu lachen, war, dass es dir gelungen ist, diese ganze BDSM-Gemeinde, die sich so unendlich wichtig findet und das alles totaaaaaaaal ernst nimmt (Humor verboten, weil undommig; Humor verboten bei sub, weil es könnte ja sein, dass DoofDom denkt (ein Witz in sich), er könnte gemeint sein), so zu karikieren, dass es nicht kitschig und platt wirkt. Gelungen *Hut zieh*

Tom
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Der Vampir
Tag für Tag, bei jedem Wetter, durchstreife ich die Stadt: ein ewig Suchender, ein ruheloser Geist. Sollte ich mich beschreiben, würde ich Ihnen wohl sagen, ich sei so etwas wie ein Vampir, eine Art energetischer Blutsauger. Entgegen aller Mythen und Vorurteile bin ich am liebsten tagsüber unterwegs, bevorzugt an den Orten der Stadt, an denen sich viele unterschiedliche Menschen tummeln. Ich bade gern in ihren Ansichten, gehe tauchen in ihren Gedanken. Vor allem menschliche Gerüche sind wie Nektar für mich, den ich aufnehme. Wie eine Biene fliege ich von Blüte zu Blüte, von Mensch zu Mensch.

Ich liebe es, wenn der Hals meiner potentiellen Opfer zunächst verhüllt ist, am liebsten mit einem zarten Seidentuch. Dabei mache ich übrigens keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, alt oder jung. Ob Kind oder Greis, Geschäftsmann oder Punk – das alles sind nur äußerliche Merkmale, die mir wenig bedeuten. Wesentlich sind für mich die Farben ihrer Persönlichkeit, die zu mir durchschimmern. Es ist immer ihre besondere Ausstrahlung, die mich anzieht.

Ihre Augen verraten mir alles. Tiefe macht mich neugierig, am besten vermischt mit einer Spur Abenteuerlust, ein wenig Unsicherheit – und das Wichtigste: Verletzlichkeit. Es gibt nichts Anziehenderes als diesen ganz besonderen Ausdruck tief empfundener Seelenqual, den nur ein Mensch haben kann, der sich ganz und gar einem anderen geöffnet hat. Der hineingetaucht ist in dieses Meer der Emotionen, das sich öffnet, wenn sich die Verbindungen zwischen Seele und Körper zweier Menschen magnetisch schließen. Ein wahrhaft überwältigendes Schauspiel, kann ich Ihnen sagen, und ich kenne mich damit aus.

Tiefempfundene Leidenschaft rieche ich immer sofort. Dann nehme ich Witterung auf, umkreise das Objekt meiner Begierde, folge ihm unauffällig. Schon allein diese wunderbaren, menschlichen Körper zu beobachten, ihrem faszinierendem Muskelspiel zu folgen, die Hitze des Blutes zu spüren, die ihre Haut ausstrahlt – das ist mein Lebenselixier. Doch zunächst ist es der spezielle Duft eines Menschen, der mich aufmerksam werden läßt und den Jäger in mir hervor lockt.

Kürzlich folgte ich einer Frau, die nach Veilchen duftete. Das ist wirklich selten. Zunächst war ich verwirrt, dann zunehmend neugierig, weil ich diesen ganz besonderen, süßherben Duft nicht einordnen konnte, so sehr ich mich bemühte. Ich folgte ihr quer durch die Stadt und verlor sie fast in der Menge. Drehte mich im Kreis, suchte sie in den Straßencafés und Imbissbuden, und fand sie wieder in einem Kaufhaus. Ihr spezielles Aroma hob sich immer wieder von allen anderen Gerüchen ab. Es umgab sie wie eine lilablassblaue Aura, die mich hypnotisch anzog.

Dieses Menschenwesen war keine offensichtliche Schönheit, wollte man sie nach äußeren Maßstäben oder gängigen Schönheitsidealen beurteilen. Ganz objektiv betrachtet, hatte sie ein eher herbes Gesicht, dazu einen kräftigen Körperbau. Die schrägen dunklen Augen schienen sich von der Welt zurückzuziehen und nach innen zu schauen. Ihre kurvenreiche Körperfülle hatte sie unter einem sackartigen Kleid versteckt. Nicht einmal die Konturen der Beine waren durch die weite Ballonhose zu erkennen – zumindest nicht für die anderen stumpfen Wesen, die sie umgaben.

Ich aber habe alles gesehen, ihre ganze verborgene, sorgsam versteckte Schönheit. Mein Röntgenblick erfasste jedes Detail: die zarten Knöchel, die so empfindlich auf Berührungen reagieren, die kräftigen Beine, die sie jeden Tag durch den Park tragen auf der morgendlichen Joggingstrecke, die diese Frau so sehr genießen kann, dass sie nur so sprüht vor Glückshormonen. Immer tiefer drang ich in ihr Energiefeld ein, tastete mich vor zu dem vibrierenden, roten Leuchten, das aus ihrem Zentrum heraus pulsierende Signale zu mir sandte.

Ich hatte gar keine andere Wahl, als ihrer betörenden Duftmarke zu folgen. Fieberhaft ging ich in Gedanken meine Optionen durch: Wie könnte ich mich ihr nähern? Was könnte ihre Neugierde wecken? Ich fühlte mich plötzlich so verjüngt, wie ein Glücksritter, ein verwegener Hasardeur im Hormonrausch, süchtig nach diesem einen, ulitmativen Kick, den mir ihre feingeschwungenen Lippen versprachen. Ich konnte es kaum erwarten, sie zu küssen, um zu erfahren, wie sie schmecken würde.

Welche Gestalt würde ich annehmen, um sie zu verzaubern? Sollte ich es dem Zufall überlassen, der Stimmung des Augenblicks, in dem sie mich wahrnehmen würde? Diese Vorstellung erregte mich so sehr, dass ich einen Kloß im meinem nicht vorhandenen Hals spürte. Nun, mit Verlaub, zumindest ein Menschenwesen hätte das wohl so ausgedrückt.

Je länger ich ihr folgte, umso sicherer war ich mir, dass sie gar nicht wußte, was für Köstlichkeiten ihr Körper zu bieten hatte, welche Sensationen er für sie bereit hielt. Nein, sie wußte es nicht. Nach Menschenalter geschätzt war sie zwischen 40 und 50 Jahre alt, und doch hatte sie die Süße der sinnlichen Erfahrungen noch niemals zur Gänze ausgekostet. Ihre angespannte Körperhaltung und die steile Falte auf ihrer Stirn verrieten es mir. Ich sah ihre tiefe Verunsicherung über ihre eigene Weiblichkeit. Was für eine Verschwendung!

Voll Ehrerbietung blieb ich etwas hinter ihr zurück, ließ sie vor mir in die Untergrundbahn einsteigen. Mit etwas Abstand betrachtete ich nun ihre kunstvoll geschwungenen Schlüsselbeine, die mich an fein definierte Engelsflügel denken ließen. Die Krönung dieses lebendigen Kunstwerks aber war der Hauch von schwarzer Spitze, den ich unter dem groben Leinenkleid hervor blitzen sah. Alles an ihrer Aufmachung schien zu sagen: „Schaut mich nicht an! Lass mich in Ruhe, Welt! Ich will unsichtbar bleiben.“

Doch dieser vorwitzige Spitzensaum mit den stilisierten schwarzen Rosen sprach eine ganz andere Sprache. Er flüsterte mir ins Ohr, er neckte mich. Er verriet mir ihre wohlgehüteten Geheimnisse, die sie selbst noch nicht kannte. Er führte mich in das Halbdunkel eines verborgenen Zimmers, das in goldenes Abendlicht getaucht war.

Die Wände waren bis zur Decke mit Bücherregalen aus dunklem Holz bedeckt. Der Geruch von Druckerschwärze und betagten Leineneinbänden erfüllte den ganzen Raum dieser intimen, kleinen Privatbibliothek. Inmitten dieser gebundenen Kostbarkeiten sah ich meine dunkle Schöne auf einer altehrwürdigen Chaiselongue aus dunkelrotem Samt. Ihre schwarzen Wimpern flatterten über den mandelförmigen Augen, als ich den zarten, weißen Hals entblösste. Für ein paar endlose Sekunden ergab ich mich dieser Fantasie und erfüllte sie mit Leben.

Dann endlich, wandte die schöne, stille Frau den Kopf und schaute mich direkt an. Ich sah Erstaunen aufblitzen in ihren Augen, und eine Spur von Erschrecken. Befremden wechselte zu Neugier, wurde zu Staunen. All diese Emotionen schillerten wie die Farben eines Kaleidoskops in ihrem Blick. Ich spürte ihre Zerissenheit und ihre Verunsicherung darüber, einen Nichtmenschen wie mich wahr zu nehmen. Gleichzeitig fühlte ich ihre aufsteigende Erregung, als sie zuließ, dass meine Augen tief in sie eindrangen.

Der Veilchenduft intensivierte sich, als sie ihre Hand vom Haltegriff löste und mit zögernden Schritten näher kam. Meine Gestalt hatte sich noch nicht einmal vollständig materialisiert, als sie schon ihren Körper an mich lehnte, sich mir so zutraulich überließ. Sie streckte die Hand aus und berührte das, was ich wie einen kahl rasierten Schädel hatte aussehen lassen. So standen wir aneinander gelehnt, und blickten uns unverwandt in die Augen: Zwei Inseln in einer überfüllten U-Bahn, inmitten all dieser Menschen mit all ihren Ausdünstungen und ihren Meinungen, die um uns herum waberten wie feiner Nebel.

Von Zeit zu Zeit sah einer der anderen Fahrgäste irritiert in meine Richtung. Manche schüttelten den Kopf, um sich dann schnell wieder abzuwenden. Denn es gab nichts zu sehen – außer einer Frau mittleren Alters, die bewegungslos am Fenster stand, den Kopf in unnatürlicher Haltung geneigt, die Augen geschlossen, der Gesichtsausdruck seltsam entrückt, als würde sie einer Melodie lauschen, die nur sie hören konnte.

Sie selbst aber nahm nichts von all dem wahr. Ihr Kopf ruhte entspannt an meiner Brust. Ein glückliches Lächeln glitt über ihr Gesicht, als meine kalten Lippen ihren Hals berührten.

(c) IntoTheWild63 30.06.16
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
So schön!
Ich fühle mich gerade an diese herrlichen alten Vampir-Filme erinnert. Nosferatu - von seltsamer Anziehung obwohl er nicht der Sexiest Vampire alive ist.

Toll geschrieben! So zart, einfühlsam und von spürbarer Erotik durchdrungen. *top*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
„Tiefempfundene Leidenschaft rieche ich..
immer sofort.”

Wundervoll! Ich liebe dieses Kleinod!

Wesentlich sind für mich die Farben ihrer Persönlichkeit, die zu mir durchschimmern. Es ist immer ihre besondere Ausstrahlung, die mich anzieht.

Tiefe macht mich neugierig, am besten vermischt mit einer Spur Abenteuerlust, ein wenig Unsicherheit – und das Wichtigste: Verletzlichkeit.

Da ist Dir eine ganz feine, sinnliche und hintergründige Miniatur gelungen, liebe IntoTheWild63.

Eine zauberhafte Idee und eine ganz unalltäglich-alltägliche Betrachtung der „lilablassblauen” Aura einer unsichtbaren Seele...
*bravo*
Das ist ein Großod!
Und verdient mindestens eine Stola!
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Danke euch allen...
... für soviel Lob! *rotwerd*

Die Vorgaben von anima_nyx waren so verlockend, da konnte ich nicht widerstehen! *liebguck*

Diese hier hat mir richtig viel Spaß gemacht... und ja, liebe Nina_de_Wynter, Nosferatu hat sich von ganz allein gezeigt und mich verführt! *anmach*

Leider gibts noch immer kein Vampir-Smilie hier - das fehlt! *hackfresse*
*blume* Into
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Die Seidentücher waren nur locker um ihre Gelenke geschlungen. Rein theoretisch konnte sie sie jederzeit abstreifen, eine kurze Bewegung würde schon reichen. Dennoch verschaffte ihr allein die Vorstellung der Fixierung einen Kloß im Hals, ein leichtes Ziehen ging durch ihren Unterleib.

Wie gerne würde sie sich jetzt fallen lassen. Doch selbst das Tuch, das sie ihrer Sehfähigkeit beraubte, änderte nichts daran, dass sie ihr Gehirn nicht ausschalten konnte. Die unmöglichsten Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Alles, was er sagte, parierte sie stumm mit trockenen Kommentaren.

Während er ihren Körper mit Küssen bedeckte, dachte sie an Blutsauger. Nicht an Vampire, nein, eher an Blutegel, denn so fühlte sich das leichte Saugen seiner Lippen auf ihrem Hals an. Sie unterdrückte ein Kichern, versuchte es in ein leises Stöhnen umzuwandeln, was er ihr auch abzunehmen schien:

„Ja, meine skleine Lustklavin! Ich werde dich benutzen und in die höchsten Wonnen der Lust entführen!“

Da war es wieder: Nie sprach er das richtig aus. „Kleine Lustsklavin, kleine Lustsklavin, du Depp!“ Innerlich schrie sie ihm entnervt zu, dass er doch endlich mal richtig sprechen solle, wenn er schon solche Spielchen mit ihr treiben wollte.

Das, was so lächerlich, so liebenswert in den Augen ihrer Freundin klang, war für sie selbst die Spitze des Eisbergs, das bisschen, was sie erzählte, während sie den Rest ihrer Ehe unterhalb des Meeresspiegels hielt: Teilweise noch sichtbar, aber der Großteil versank in den Abgründen des Nichts.

„Des Nichts unserer Ehe“, dachte sie, während sie sich immer danach sehnte, die nicht besonders kunstvolle Fesselung abzustreifen und ihm ein Veilchen zu verpassen.

Seine Finger spielten ungeschickt zwischen ihren Schenkeln. Wieder und wieder spürte sie, wie seine Nägel an der Haut in ihrer Öffnung kratzten, sie wund machten, bevor sie auch nur den kurzen Hauch von Lust, der ihr die Fesselung anfangs einbrachte, genießen konnte.

In diesem Moment hasste sie ihn.

Ja, sie spürte, dass er einerseits auf dem richtigen Weg war. Die Auslieferung, die Wehrlosigkeit, das machte sie tatsächlich an, wenngleich sie sich ihm nie so ausgeliefert hätte, dass ihr Wohl und Wehe wirklich gänzlich von ihm abhängig gewesen wäre.

Und das nach 14 Jahren, die sie bereits zusammenlebten. Nach drei Jahren Ehe.

Während er in sie eindrang, dachte sie darüber nach, dass sie ihm nicht vertraute., noch nie vertraut hatte.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie begann sich zu winden, versuchte ihm durch den Knebel hindurch deutlich zu machen, dass er aufhören sollte. „Ja, winde dich ruhig, das zeigt mir deine verdorbene Lust, meine skleine Sklavin!“

Sie brüllte in den Knebel hinein, unfähig, dem Treiben ein Ende zu bereiten, aus Angst vor seiner Reaktion. Nicht das erste Mal, dass sie deswegen „aushielt“, ihn machen ließ.

Sie war keine Hasardeurin, die wegen ein bisschen schlechtem Sex alles, was ihr Leben ausmachte, aufs Spiel setzte. Nein, sie würde verantwortungsvoll handeln und das Eheversprechen ernst nehmen.

„In guten wie in schlechten Zeiten“, versprachen sie sich seinerzeit.

Die guten Zeiten waren aber nur gut, wenn sie sich gänzlich zurücknahm. Wenn sie zu all dem schwieg, was er verbockte. Wenn sie ihm seine Wutanfälle verzieh. Wenn sie sich so verhielt, dass er erst keine Wutanfälle bekam. Wenn sie still darüber hinwegsah, dass er in den Jahren alle Freunde vergrault hatte und sie in einem Kokon aus Arbeit und Scheinfamilie lebte und die einzige Freundin, die ihr noch blieb, vor ihm verschwieg.

Irgendwann rollte er von ihr herunter. Er schnaufte schwer, während sich ihr Brustkorb kaum hob und senkte.

„Du warst ganz trocken zum Schluss. Hab ich was falsch gemacht?“

Nur er schaffte es, aus einer solchen Frage eine Anklage zu machen.

„Nein. Ich glaube, ich hab was an der Blase, dann werde ich doch nie feucht. Es war auch so wunderschön, ehrlich!“

In diesem Moment hasste sich sich selbst.

Ab morgen würde sie auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Schließlich beschwerte er sich ja ständig darüber, dass er nicht schlafen könne, weil sie schnarche. Das würde ihr ein wenig Aufschub verschaffen.

Zeit, in der sie darüber nachdenken konnte, wie es weitergehen sollte.
*******tia Mann
5.067 Beiträge
Trauriges Eheleben... *snief*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Ob in dieser Situation BDSM das richtige ist? Da ist der Absturz eher vorprogrammiert *nene* und irgendwann werden die Messer gewetzt.

Eindringlich geschrieben und mich überzieht Gänsehaut, wenn ich mir das vorstelle!
Ohweh,
hoffentlich klingt das nur so authentisch und ist nicht autobiografisch ...
*top* laf
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Ist das wirklich wichtig? : )

Man kann Autobiografisches völlig unauthentisch - und erdachte Geschichten total authentisch erzählen...
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Mit Pauken und Trump.eten oder der Saumagen in Gold
Die Vorgaben für dieses Spiel mit Worten sind die folgenden 8 Begriffe:
Seidentuch, Blutsauger, kunstvoll, küssen, Kloß, Spitze, Veilchen und Hasardeur.

Daraus wurde ein Freifahrschein zur einer hanebüchenen politischen
Unkorrektheit... Und zwar über eben jenen Mit-Weltbürger, der sich dieser Glosse förmlich aufgedrängt hat.
*mrgreen*


Mit Pauken und Trump.eten oder der Saumagen in Gold

Schwupps, da lag er. Inmitten meiner Petrischale der Weltbetrachtung hatte ich ihn auf dem Labortisch des Institutes der Erkenntnis AG vor mir und stellte das Okular scharf. Die Untersuchungsreihe wurde von der EU gefördert, aus dem Topf der weltweiten Handlungsfolgen-Abschätzung bezahlt und war unmittelbar dem „Bräxit”, der Brain-Exit-Kommission, zugeordnet und auch nur ihr gegenüber berichtspflichtig.

Wohlgenährt und quietschlebendig zappelte er wie ein Käfer mit den Extremitäten. Ich hatte das Subjekt kunstvoll fixiert und mittig auf dem gläsernen Objektträger drapiert, stellte nun auf dreifache Vergrößerung – das müsste reichen, er plusterte sich wie üblich schon selbst um einige Faktoren auf – und begann mit der Untersuchung.

Er war männlich, nicht mehr jung, ziemlich blond und recht feist. Er schien gesund und machte bei der ersten Sichtung der äußeren Merkmale den Eindruck, als ginge es ihm gut. Er neigte vermutlich zu Bluthochdruck... und ich sah diese charakteristischen schweinchenfarbenen Flecken des Cholerikers auf seinen Wangen. Seine buchweizengelbe Tolle wippte und ich hielt schon die Piep.ette bereit, denn ich rechnete mit einiger Gegenwehr und wollte mir das Ergebnis der Untersuchungsreihe nicht durch halbstarkes Gepolter verderben lassen.

Als er sich etwas beruhigt hatte, trat ich einen Schritt zur Seite, schlug den asphaltgrauen Deckel der Begleitmappe mit dem roten Vermerk „Eilige Vollschuss-Sache” auf, und warf einen Blick in die Akten. Nach dem Laufzettel mit dem Strichcode der Probe, lag wie immer das Formular mit der groben Klassifikation der Spezies oben auf. Familie: Menschenaffen, Unterfamilie: Hominiden. Das war mir klar, grinste ich. Bei der Gattung war „Homo sapiens” durchgestrichen und daneben entzifferte ich einen Eintrag mit Rotstift und Fragezeichen. „Homo nonsens?” stand da und ich erkannte die schwungvolle Handschrift meiner Mentorin, Dr. Cassandra Missuse, und auch, dass sie es wohl eilig gehabt haben musste.

Ich ging die Einträge der Reihe nach durch. Verbreitung: global. Fundort: New York. Periode: „JIT”, Just In Time, stand da. Also aktuell, mhm. Das hätte ich nicht gedacht! Spezifikationsdaten des Exemplars, soweit bekannt: Donald J. Trump, Ausgabe: 4-14-1946, Verweildauer: 70 J., Restlaufzeit: unbekannt. Status: adoleszent, leicht adipös. Verdacht auf „Imperialia resistenzia” und „Chronifizierte Ego-Expansion”. Oha! Ich pfiff durch die Zähne.

Da schienen höhere politische Interessen mit im Spiel zu sein, das war mir nun klar wie Kloßbrühe und ich schluckte leicht, denn meine Anspannung hatte beim Lesen deutlich zugenommen und darauf reagieren meine Magennerven sofort. Ich schweifte ab und sah eine Handvoll Markklößchen, die mit den Fettaugen der Fleischbrühe in einem der tiefen Teller meiner Oma um die Wette tänzelten, sobald man mit dem leicht angelaufenen Silberlöffel eintauchte. Ich hatte Hunger, eindeutig.

Ich sah den Teller geradezu vor mir. Teller, die man immer von Hand spülen muss, weil der Goldrand nicht wissen konnte, dass er viel später in seinem Leben einmal der aggressiven chemischen Keule in einer Geschirrspülmaschine zu trotzen hätte. Ich hatte wirklich enormen Hunger und nur der Gedanke an das edelstahlglänzende Innere der modernen Tellerwäscher holte mich zurück in die blitzsaubere Laboratmosphäre. Ich sog die kühl klimatisierte Luft ein, der schon wieder viel zuviel des naturidentischen Veilchenöls beigemischt worden war und machte weiter. Nun kam ich zu den für mich entscheidenden Einträgen: „Genomcheck” nach WHO und „Humanismuskontrolle” nach ISO-Standard durchführen.

Das wird spannend, das wußte ich sofort, schließlich machte ich eine derartige Analyse ja nicht zum ersten Mal und kannte meine Pappenheimer. Ich nahm meine Brille ab, putzte sie und überprüfte den Durchblick, nahm den Objekträger mit meinem Subjekt vorsichtig hoch, schob ihn ins RCT und begann mit dem Tiefenscan.

Diese neue Generation der „Roots Check Tomografen” hatte es mir angetan. Er vereinfachte das Procedere ungemein, ließ sich sehr präzise einstellen und ich konnte die unterschiedlichsten Einflussfaktoren beliebig feinschichtig durchleuchten. Ich drehte alle Parameter auf Anschlag und wartete einige Sekunden bis ich die Informationsebene 1.0 klar auf dem Schirm hatte.

Als Trumps ältester bekannter Vorfahr erschien der Jurist Hanns Drumpf auf dem Screen... Ich musste so lachen, „Hans Dampf” hätte mir auch gefallen. Drumpf soll sich im pfälzischen Kallstadt angesiedelt und sich und seine Familie fortan als Weinbauer durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gebracht haben. Der Name stand jedoch bereits im 17. Jahrhundert als „Trump” – mit reichlich Tinte um das „T” – im Kallstädter Kirchenbuch.

Sein Enkel Donald, der aus politischem Kalkül seine deutsche Abstammung bis vor kurzem noch verleugnete und steif und fest behauptete, er stamme aus Schweden, hat seine Wurzeln in Wirklichkeit ebenda, in Kallstadt nämlich, dem lieblichen Pfälzer Dorf, das sich unweit von Bad Dürckheim zur Weinstraße gesellt und gar nicht so weit von Mannheim liegt. Eine 1200-Seelen-Gemeinde, deren größte Metzgerei „Saumagenparadies” heißt und das Wirtshaus „Saumagenkeller”.

Ich zoomte mich näher heran und nahm das Opportunismus-Gen gezielt ins Visier. Sieh an! Schon Papa Fred, der sich als Einwanderer aus Deutschland Anfeindungen ausgesetzt sah, hatte sich ganz geschäftstüchtig die weit angenehmere schwedische Herkunft erfunden. Und Sohn Donald hielt das Lügenfähnchen hübsch weiter und sogar richtig ostentativ in den Wind und wurde erst durch die deutsche Dokumentarfilmerin Simone Wendel, die in ihrem Film „Kings of Kallstadt – der erschde Pälzer Blockbaschder” die Wahrheit seiner Herkunft ordentlich aufrollte, dazu genötigt, doch ein wenig umzudenken. So lässt sich Donald Trump 2014 tatsächlich hinreißen, diesen wahrlich mitreißenden Satz zu verkünden:

„Ich bin stolz, dieses deutsche Blut zu haben. Keine Frage. Tolle Sache!”

Man könnte so rot und säuerlich werden wie Tomatenketchup von Heinz, eine Familiendynastie, die ebenfalls aus Kallstadt stammt und mit den Trumps verwandt ist. Und man könnte gleich noch einmal eine Ladung Breitomate nachgurgeln bei dem Gedanken, dass ausgerechnet der Enkel des Einwanderers Friedrich Trump heute mexikanische Immigranten pauschal als „Drogendealer und Vergewaltiger” beschimpft und per Megaphon zweifelnd fragt, ob Obama überhaupt ein echter Amerikaner sei.

Ich staunte nicht schlecht und drehte ein wenig am Rad. Das musste ich mir genauer ansehen, ich schwenkte die Ansicht um 180 Grad, stellte auf „vertiefen” und ließ das System vorsorglich zu extreme Kontraste zugunsten der Glaubhaftigkeit ausgleichen.

Das Genom von Trump zeigte tatsächlich die drei deutschen Balken: Pünktlichkeit, Strebsamkeit und ... upps, Nummer drei, die Ehrlichkeit, war doch ein wenig blass und zum dünnen Strich verkümmert. Dafür saß der Frühaufsteher-Streifen fest an seinem Platz.

Auch die genetische Anlage des Feierfreudigen konnte ich gut erkennen, nur direkt daneben... Was war das denn? Eine Mutation im Bereich des Extrovertierten? Ich zog mir die Daten der topografischen Abweichungen auf den Schirm und verglich den Landstrich mit dem Strich. Da hatte ich es! Kallstädter gelten als „Brulljesmacher”, Angeber, Sprücheklopfer und Leute, die gern herzeigen, was man eben so hat.

Das passt ins Bild, dachte ich, und bemerkte nebenbei, dass die Schweinereien um das Herkunftsörtchen meinen Hunger nicht gerade abgemildert hatten. Ich beschloss, Trump auf Eis zu legen, um wenigstens ein paar Enchiladas mit Chicken und Salsa verde, eines der drei Hauptgerichte der Kantine des Instituts, zu mir zu nehmen. Gesagt, noch schnell die Vitalfunktionen gecheckt, und getan.

Als ich zurückkam, desinfizierte ich mir vorschriftsmäßig die Hände und zog den Trump aus dem Froster, denn ich wollte aus ihm ja immerhin noch ein paar Fakten und Fucktoren extrahieren. Ich stellte auf Schicht 2 der Tiefe des Informationsmaximums und ließ mir 1885 anzeigen.

Das war das Jahr, in dem die deutsche Auswandererwelle in die USA ihren Höhepunkt erreichte. Opa Friedrich war nicht besonders kräftig und wollte ums Verrecken kein Winzer werden wie seine Familie und eigentlich alle in Kallstadt. Die USA versprachen sozialen Aufstieg und so verließ der 16-Jährige das schlichte, spitzgiebelige Haus, auf das kein Schild im Ort hinweist. Auf dem Briefkasten klebt derzeit lediglich: „Gott sieht alles, mein Nachbar noch viel mehr.”

Bis 1891 arbeitete Friedrich als Friseur in New York City – er übte vermutlich schon für die Fönfrisur seines späteren Enkels – und zog dann nach Seattle, anglisierte seinen Vornamen zu Frederick und wurde Bürger der Vereinigten Staaten. Er betrieb ein Hotel und eröffnete 1897, als der Goldrausch am Klondike begann, ein Weiteres, das „Poodledog”, für all die Herbeiströmenden mit den Nuggets in den Augen. Er war sehr geschäftstüchtig, orientierte sich an den Bedürfnissen der harten Männer des Yukon, baute das Restaurant aus und vermietete kurzerhand die Hinterzimmer im „Poodles” an Prostituierte, was sich als äußerst gewinnbringend herausstellen sollte.

Um 1900 reiste Frederick in die Heimat, küsste noch einmal den Mutterboden seines Vaterlandes und heiratete Elisabeth Christ, die Tochter der Kallstädter Nachbarn. 1902 kehrten die beiden nach NYC zurück und ließen sich in Queens nieder, wo die Kinder Elizabeth, Fred und John geboren wurden. Als Frederik 1918 an der Spanischen Grippe starb, hinterließ er den Grundstock eines florierenden Immobilienunternehmens, das er zusammen mit seiner Frau aufgebaut hatte und das diese fortan unter dem Namen „Elizabeth Trump & Son” weiterführte. Als Donalds Vater Fred alt genug war, übernahm er die Geschäfte und baute das elterliche Erbe zum einem Imperium aus, das bei seinem Tod 1999, satte 300 Millionen Dollar wert sein sollte.

In Fred liefen die familiären Veranlagungen zu Hochform auf und verbanden sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu einem deutsch-amerikanischen Erfolgscocktail. Er war wie ein „Hot Dog”, dessen heißes Inneres sich vor Ehrgeiz verzehrte und der sich durch die Brotschicht deutscher Gründlichkeit nur selten die Finger verbrannte. Zudem hatte er eine Spürnase für extreme Gewinnspannen.

Er war kein Hasardeur, im Gegenteil: Er galt als solide, diszipliniert, streng und strebsam, baute zig-tausende Mietshäuser, Wohnungen und Kasernen für die Army, Apartmentblocks und Reihenhäuser. 1936 heiratete Fred die Schottin Mary MacLeod, sie bekamen fünf Kinder und sein 4. Sohn, Donald, trat Ende der 60er-Jahre in seine unternehmerischen Fußstapfen.

Anders als bei Fred, schlug bei Donald die Kallstädter „Brulljes-Mutation” auf der Gensequenz des Extrovertierten voll durch... Die Abweichungen vom Normkorridor waren so erheblich, dass ich einen Darstellungs- oder Wahrnehmungsfehler vermutete. In der Anzeige wurde ein Wert errechnet, der ihn lässig in die Kategorie der „barocken Aufschneider” schnellen ließ und den Graphen des Psychogramms mit einer zackigen Spitze versah.

Ich zog mir den Laborstuhl ganz nah heran, überprüfte Trumps Status, fand ihn etwas hitzig, öffnete ihm zur Sicherheit den Hemdkragen und entfernte sein royalblaues Seidentuch mit den geschmacklosen goldfarbenen Streifen und richtete die Düse der Frischluftzufuhr auf seinen Kopf. Dann streckte ich mich und tauchte in die Darstellung der Veranlagungen, die mit der Vielzahl von Querverweisen zu den tatsächlichen Ausprägungen etwas überfrachtet war. Ich wechselte die Ansicht und nahm mir die Schichten nacheinander und in maximaler Trennschärfe vor.

Um einen Überblick zu gewinnen, bildete ich zunächst Informationsstränge und ordnete die Informationen Grundmustern zu. Die oberste Ebene der Motiv-Cluster legte ich an, ließ sie jedoch vorerst noch offen.

Im Gegensatz zu seinem Vater stieg Donald neben den Immobiliengeschäften auch voll ins Entertainment mit ein, und führt heute unter dem Dach der „Trump Organization” eine Vielzahl von Unternehmungen, besitzt Hotelketten, Golfplätze und eine Modell-Agentur. Die Wahlen zur „Miss America” und „Miss Universe” sind ebenfalls sein Geschäft – irgendwo muss er seine potenziellen Ehefrauen ja hernehmen – ist Hauptdarsteller der Reality-Show „The Apprentice” (der Lehrling), bei der 20 Millionen Amerikaner regelmäßig vor der flachen Glotze hängen und für die er das schlappe Sümmchen von 15 Mio. Dollar pro einzelner Show kassiert. Reschbeggt.

„Alles was ich tue, verkauft sich wie warme Semmeln”, sagte er neulich und bekräftigte diese Aussage mit einem jovialen Grinsen, das allerdings leicht daneben ging, denn er fletschte dabei so betont lässig die neuen Zähne, dass man den Blutsauger in ihm für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzen sah. Sechs Milliarden Dollar sei er schwer, behauptet Trump. Und er sitze morgens um halb sechs schon im Büro, sei ordentlich, organisiert und überkorrekt geradezu. Schon klar, denke ich.

Ab und zu bekommt der Glanzlack seines Erfolges jedoch Risse: vor 20 Jahren stand Donald Trump am Abgrund als die Immobilienkrise auch ihn an den Rand des Bankrotts getrieben hatte. Doch die Banken standen ihm damals wie heute bei... auch die Deutsche Bank, die besonders.

Und vor gut 10 Jahren, als seine Spielhöllen in Atlantic City Pleite gingen, verlor Trump die Kontrolle über sein Hotel- und Kasino-Imperium und die Aktie wurde von der New Yorker Börse gestrichen. Aber der Milliardär, Bau- und Salonlöwe Trump, der Narziss mit dem Goldwahn, war auch da noch lange nicht am Ende. Er besitzt nach wie vor tausende Wohnungen, Hotels, Hochhäuser... wobei das bekannteste sicher der „Trump Tower” an der Fifth Avenue ist. Seine royalblaue Boing parkt auf dem Flugplatz La Guardia ganz vorne und selbstverständlich so, dass niemand sie übersehen kann. Wie auch? Denn darauf prangt in versalen Lettern der Name „Trump” in Gold und Hochglanz, wie überall auf seinem irdischen Besitz.

„Mein Geschmack funktioniert. Reiche Amerikaner mögen's gerne plüschig”, sagt er. Mich juckt es und ich kratze ausgiebig.

Sein neuestes Buch „How to get rich” ist ein Bestseller, für den Hunderte in den Buchläden um ein Autogramm anstehen. Ich ziehe mir das Ding auf die Platte, zappe hinein und lande im Kapitel „Die Kunst des Frisierens”. Ich denke an Blondinen mit güldenen Schärpen und an das Frisieren roter Zahlen.

Daneben taucht eine aktuelle Annonce auf. Trump bietet ein Apartment an: Central Park West, 330 qm, fünf Bäder komplett in Carrara-Marmor, 13,4 Mio. Dollar. Ich suche etwas anderes … Ah, da ist es! Mitte der 70er-Jahre verklagte die Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums der Vereinigten Staaten Trump, weil er sich weigerte, Wohnungen an Schwarze zu vermieten.

Mir stößt mein Mittagessen auf... unverdauliche Kost, wie mir scheint. Mir reicht's für heute. Ich schalte die Infoebenen ab und starre in den Monitor, den Elfenbeinküstenschwarzen. Mein Zeigefinger liegt seitlich auf einem roten Feld in dem die Anzeige „Substrat verdampfen?” aufleuchtet. Mich juckt es mächtig.

„Er käme nie zu spät”, sagt er. Das werden wir sehen, denke ich.
*****002 Paar
1.330 Beiträge
and the golden Saumagen
goes to....Anima_nyx!

für die Erforschung des Imperialia resistenzia Keims einhergehend mit einer
chronifizierten Ego-Expansion!

😂😂😂.. tränenwegwisch...

und, ich wär für verdampfen! *top2*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das Tief Renate
„Ach Quatsch!“, stieß ich hervor, „einen Spezialisten? Wen willst du anrufen, einen Klempner? Der macht das nicht. Ein Maurer auch nicht und ein Architekt macht sich seine Patschehändchen sowieso nicht dreckig. Außerdem sind allesamt Blutsauger und ziehen den Leuten das Geld aus der Tasche. Und wenn, ich sage: Wenn sie mal halbwegs pünktlich sind, machen sie husch-husch, kassieren 50 € für die 300 Meter lange Anfahrt, schmieren kunstvoll ihren Karl-Friederich unter die Rechnung und haben nicht einmal den Anstand, uns, ihren eigentlichen Ernährern, den Arsch zu küssen.“
Ja, ich erinnere mich genau an dieses Gespräch. Das war vor knapp vier Stunden. Die üblichen Diskussionen unter Traumprinz und Traumfrau.
„Das heißt, du willst das mal wieder selber machen?“
„Jepp.“
„Okay, dann lackiere ich die Türrahmen.“
„Wieso du?“, konterte ich, „du bist doch…“
„…nur ein Mädchen?“
„Äääh…“, sie hatte mich wieder da, wo ich nicht weiter konnte. Man muss dazu sagen, meine Traumfrau kann das. Sie kann schleifen, streichen, lackieren, Schränke aufhängen, Auto fahren, Moped fahren, sogar einparken, Nägel in die Wand schlagen und fluchen wie ein Steinmetz. Und noch viele Dinge mehr, wo ich unseren verweichlichten Jungendlichen zurufen möchte, sie wollten sich einmal ein Beispiel nehmen.

Ja, ich erinnere mich. Cherie sagte noch, diese kleine Spitze musste wohl einfach sein:
„Du erinnerst dich aber schon an das Seidentuch?“
Diese doofe Nuss. Musste sie mich wieder und wieder daran erinnern? Es war vor ein paar Jahren. Es gab im Fernsehen einen Film. Bodyguard mit Kevin und Whitney. Er, der schrullige, verschwiegene Held, warf ein Seidentuch in die Luft, hielt eine Katana darunter und das Seidentuch fiel auf die Klinge. Zwei Seidentücher schwebten dann als zweigeeierte Zwingerline zu Boden. Man muss wissen, ich habe auch zwei Katana-Schwerter. Ein altes und ein scharfes. Und natürlich stibitzte ich einen Seidenschal aus dem Schrank meiner Frau. Und natürlich war ich der Gearschte, weil das nicht funktioniert. Egal in welchem Winkel ich das vermaledeite Tuch auf die Klinge warf, es half nichts. Tuch blieb heile. Scheiß Seidentücher. Scheiß Filme. Aber, ich schaue regelmäßig die Mythbusters. Naja, wenn ich Zeit habe jedenfalls. Die sind cool, wenn ein Experiment nicht funktioniert, sorgen sie dafür, dass es funktioniert. Also die beiden Tischdeckengewichte an die Spitzen des Tüchleins geclipst und Zack, Tuch kaputt. Friede, Freude, Eierkuchen? Nein. Alle Wissenschaftler benötigen am dringendsten eine Wiederholung des Experimentes zur Verifikation desselben. Also einen weiteren Schal aus Cheries Schrank gefummelt, Gewichte dran, hochwerfen…… zack, kaputt. Meine Freude war gar überschwänglich und ich hatte Spaß. Also den kompletten Seidenschalvorrat aus Cheries Schrank holen…

Nun, ich will es kurz machen. Nur als Tipp: Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Mann mit Kloß im Hals und der Androhung von ein bis acht Veilchen. Ach, ich liebe die Gefahr, ich kleiner Hasardeur, ich. Wobei, wenn ich jetzt an das Gespräch von vorhin denke, gehen wohl Mut, Risiko und Dummheit meistens in dieselbe Tanzschule.
Wie auch immer, ich flitzte kurz in den Baumarkt. Okay. Männer, „kurz“ und Baumarkt sind ebensolche unvereinbaren Widersprüche wie Frauen, Schuhe und „nur mal kurz“. Es dauerte dann doch länger. Ich kam zurück mit weißem Buntlack, Schleifpapier, einem neuen Fliegengitter, einer Lötlampe (wofür wollte ich die noch haben?), einem 30 Meter langen Drahtseil, den entsprechenden Befestigungs-Schellen, einem Panikhaken (ich liebe die Dinger), einer Kristallbox mit Rollen drunter und zwei Rollen Panzerband.

Den fragenden Gesichtsausdruck, als ich meine Beute, ääääh meinen Einkauf auspackte, kannte ich schon. Und beim Anblick des Panikhakens mussten wir unseren… Reparaturtag für zwei süße Stunden unterbrechen.
Vor einer Stunde fanden wir ermattet, aber glücklich zurück ins Leben und betrachteten die Ursache des Ganzen.
„Das waren die Dohlen, bestimmt!“, mutmaßte Cherie.
„Nee, die beißen doch kein Seil durch, die haben nicht einmal Zähne.“
„Wer soll es denn sonst gewesen sein?“
„Eichhörnchen?“
„Nee…. Wir hätten doch sicherlich schon einmal eines hier gesehen.“ Cherie hatte Recht. Auch wenn ich dachte, die würden sich ja nicht ins Gästebuch eintragen, oder? Nun, ein wer auch immer geartetes Lebewesen. Mit Fell oder Gefieder gesegnet, hatte unser Kunststoffseil entzweigebissen, das wir quer über unsere Mauervorsprung m Balkon gezogen hatten. Am Seil, wir hatten darauf geachtet, dass es weit hinter dem Katzennetz die größte Tragkraft hatte, befestigten wir Futterstationen für Vögelchen. Was für ein Spaß für Mensch und Tier. Die Piepmätze hatten kostenloses Futter, unsere Handgranaten mit Fellbezug hatten quasi Cat-TV und wir machten uns kundig, wie das ist, das mit dem vögeln. Verzeihung, das mit DEN Vögeln.

Heckenbraunelle, Blaumeise, Grünfinke, Dompfaff, Kohlmeise, Feldsperling und sogar ein seltenes Rotkehlchen gaben sich tagtäglich ein Stelldichein. Jack, unser katzistischer Jagd-Kater fand das Netz eher doof. Nun, heute Morgen hingen die beiden Enden schlaff herunter. Wir, beziehungsweise ich beschloss, Nägel mit Köpfen zu machen und ein Stahlseil einzuziehen. Wollen wir doch einmal sehen, wer hier der Schlauere ist, ihr Piepmätze.
Gerade vor wenigen Minuten war es getan, nachdem ich den Panikhaken wieder sehr zum Bedauern von Cherie grinsend von der Decke gefummelt hatte. Und es war höchste Zeit, denn es zog sich rasch zu. Das Tief Renate war fast da. Es wetterleuchtete schon am Horizont.

Ja, ich erinnere mich. Auch an mein triumphierendes Grinsen, als das Seil hing und die erste, freche Kohlmeise sich inspizierend darauf niederließ. Ich erinnere mich, dass schimpfend ein Grünfink dazu kam, dass beide plötzlich davon stoben. Ich höre noch, wie Cherie mir aus der Küche etwas zurief, das klang, wie:
„Schatz, glaubst du, dass es eine gute Idee ist, ein Stahlseil bei Gewitter…“
Einen winzigen Augenblick lang wurde es schneeweiß um mich, meine Haare standen zu Berge und ich hatte eine Ganzkörper-Gänsehaut.
„Waas?“, rief ich. Als ich keine Antwort bekam, schwebte ich durch die Wand direkt in die Küche und sah Cherie mit weit aufgerissenen Augen meinen qualmenden Körper begaffend, den ich wohl auf dem Balkon vergessen zu haben schien.
Ich erinnere mich. Aber was mache ich nun?




(C) 7/2016 by TRB
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Was für eine ganz und gar ...
... herrliche Morgenlektüre!! *lol*

Eine gnadenlos komische Analyse eines gefönten amerikanischen Alptraums, liebe anima_nyx: *spitze*

Auf den Punkt, wie immer - geht ab wie ein Feuerwerk!! *experimentier*

*blume* Into
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