Teuflischer Traum
Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals meine Seele verkaufen würde. Und schon gar nicht in dieser Nacht. Es war eine dieser warmen Sommernächte, in denen es einen nach draußen treibt. In denen man einfach nur die Luft fühlen, schmecken, in sich aufsaugen möchte. Das Leben in sich spüren möchte, in jeder Zelle.
Mein momentanes Leben machte mich wirr im Kopf, ich musste raus, mich freilaufen, reinigen. Gedankenverloren fand ich mich plötzlich an dieser verlassenen Uferpromenade wieder. Morgens um drei ist in diesem verschlafenen Kaff kein Mensch mehr auf der Straße, ich fühlte mich sicher. Da stand ich nun und schaute hinaus auf das dunkle, ruhig plätschernde Wasser, dessen sanfte Wellen mit dem Licht der düsteren Straßenlaternen spielten. Der Himmel war sternenklar, nur eine einzige, ganz dicke dunkle Wolke war zu sehen. Sie wurde von oben durchleuchtet - es musste der Vollmond sein. Welch' wunderschöner, aber auch unheimlicher Anblick. Die Macht der Elemente, deutlich sichtbar. Mich schauderte etwas, obwohl mich diese seltsame Stimmung auch faszinierte und irgendwie anzog.
"Ein Anblick, der verzaubert, nicht wahr?", hörte ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir, dir mir durch Mark und Bein fuhr. Fast zu Tode erschrocken drehte ich mich um und da stand er. Ein großgewachsener Mann, ganz in schwarz gekleidet. Markantes Gesicht, leicht hervorstehende Wangenknochen und Augen... diese Augen... tiefdunkles Braun, nein fast schon schwarz waren sie. Ich versank sofort in diesen Augen. Im selben Moment trat der große, gelb leuchtende Vollmond hinter der Wolke hervor und spiegelte sich in diesen schwarzen Pupillen. Mein unkontrolliertes Taumeln wurde von dem Unbekannten mit einem schnellen gekonnten Griff um meine Hüften sicher aufgefangen. Er zog mich an sich, ganz nah und zog mich in seinen Bann mit seinem tiefen Blick. Mein Kopf war leer, ich konnte nicht mehr reden - als würde mir ein Knebel angelegt. Ich sank hinab wie in einem Strudel, wurde eingesaugt in diesen Traum. Lies mich fallen, versank in die Tiefe. In einen Traum voll Leidenschaft, Macht, Machtlosigkeit und Faszination. Alles um mich verschwand, war vergessen. Das einzige, das ich noch wahrgenommen hatte, waren seine leisen Worte "nun gehört deine Seele mir", die sich durch mein Ohr bis tief in mein Herz, in meine Seele geschlichen hatten.
Wie vom Schlag getroffen fuhr ich auf in meinem Bett, als der Wecker schrill und erbarmungslos läutete. "Fuck!!" fuhr mir heiser aus meiner trockenen Kehle und ich ließ mich nochmal zurückfallen in mein Kissen. Langsam sammelten sich meine Gehirnwindungen, eine Zelle nach der anderen wachte auf. Was war das? Welch' ein verrückter Traum. Ich erinnerte mich noch an einen Satz. "Nun wirst du meinen Stempel tragen." Hä? Wie? War der Wein schlecht gestern? Was für ein schräger Traum...
Ich stand langsam auf, mir war leicht schwindelig. Scheiß Alkohol. Meine Klamotten waren wild verteilt im ganzen Zimmer. Was war nur mit mir in dieser Nacht? Ich kann mich nur verschwommen erinnern, dass ich einen Spaziergang machte zur Uferpromenade und dort... hä?
Ich hob meine auf dem Boden liegende seidene Strumpfhose auf. Oups... der Zwickel war zerrissen! Hitze stieg auf in mir, bis in den Kopf und wieder zurück. Ich schaute in den großen Spiegel, der in der Ecke stand, drehte mich und da sah ich es. An der oberen Rundung meiner linken Pobacke. Ich trat näher an den Spiegel, um es genauer zu sehen. Eingebrannt in die Haut zwei kleine dunkle Augen...
Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals meine Seele verkaufen würde...