- One Day -
"Und wie ist es gelaufen?"
"Erwartungsvoll" guckt mich die Nachricht meiner Freundin an.
Ich lasse den Tag gedanklich nochmal ablaufen, vor meinem inneren Auge.
Aufstehen, Kaffee kochen und das Mädel wecken. Kurz darauf, hektisches Gerenne, Türen scheppern und würgende Geräusche aus dem Bad. Aha - der Magen/Darmvirus hat uns nun auch erreicht. Automatisch wird mir auch übel, aber eher vor Aufregung, denn das Vorstellungsgespräch kann nicht verschoben werden. Schnell organisiere ich Betreuung und mache mich fertig, da der Zug ja nicht wartet. Der ICE ist tatsächlich pünktlich und ich freue mich, da es eklig feuchtkalt ist und ich nicht warten muss. Natürlich hatte ich eine Verspätung einkalkuliert und war unarwartet früh am Bahnhof der Domstadt. Ein Blick auf die Uhr sagt; noch knapp drei Stunden bis zum Termin. Die Zigarette schmeckt nicht wirklich, denn inzwischen schüttet es draußen wie aus Eimern.
Erstmal gehe ich zum Reisezentrum der Bahn - keine Wartezeit welch Wunder - und hole mir Tickets für die passenden S Bahnen, samt Erklärung, wie ich in den Stadtteil gelange. Gut, immer noch viel Zeit und StarBucks leuchtet in dicken Lettern direkt gegenüber. Ich gönne mir eine große Latte, trinke in aller Ruhe und schlendere nochmal durch den Bahnhof. Etwa 11.30h gehe ich dann zur S-Bahn. Das klappt ja wie am Schnürchen, samt Umstieg.
Die Endhaltestelle ist nah der Straße wo ich hin musss, aber das Navi am Handy sagt; noch einen Kilometer Fußweg. Normalerweise ist das kein Ding, aber es regnet Sturzbäche und wer nimmt schon einen Regenschirm mit? Ich bleibe abwartend unter dem Dach der Haltestelle und schaue gen Himmel. Keine Besserung in Sicht. Na gut - Kapuze auf - und los. Triefend nass komme ich eine halbe Stunde vor der Zeit an der genannten Adresse an. Vielleicht gut, dass dort nirgends ein Spiegel ist, denn ich mag mir gar nicht vorstellen wie meine Haare aussehen. Eine freundliche Dame nimmt mich mit hinein und ich kann zumindest im Trockenen warten und etwas aufwärmen.
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Das Gespräch läuft flüssig und gut bis zu der Frage, wie ich mich denn auf die Stelle XY vorbeitet habe. Ich stutze kurz und mir entwischt ein : "Gar nicht!" Als ich die irritierten Blicke der fünf vor mir sitzenden Damen und Herren sehe, führe ich weiter : "Auf diese Stelle XY hatte ich mich gar nicht beworben, sondern auf die Ausschreibung XX."
Ein ziemliches Durcheinander folgt, mit abschließender Frage ob mir XY nicht auch gefallen könnte. Auf meine Frage, gibt es auch noch nähere Infos dazu und wir verabreden, dass ich in dem Bewerberpool bleibe, wo ich versehentlich gelandet bin. Na gut, eine halbe Stunde später stehe ich wieder im Regen und gehe im Schnellschritt die Strecke zurück. Das zweite mal pudelnass! Während ich in der S-Bahn sitze überlege ich, ob das Sparticket vielleicht umbuchbar ist und ich früher nach Hause fahren kann. In Shoppinglaune bin ich eh bei diesem Wetter nicht.
Die S-Bahn bleibt plötzlich auf der Strecke stehen. Nanu es geht nicht weiter und es kommt auch keine Ansage. Nach einer halben Stunde und rundum schimpfenden Fahrgästen, nehme ich das Handy und frage Tante Google. Siehe da; ein technischer Defekt rund um die Haltestelle Neumarkt. Ich entspanne mich - wenn ich etwas habe, dann ist es Zeit.
Irgendwann geht's weiter und so bin ich dann gegen 14:40h wieder am Bahnhof.
Erste Anlaufstelle, das Reisezentrum, dieses Mal ziehe ich brav eine Wartemarke und .....warte.
Die Dame am Schalter sagt, umbuchen geht nicht, aber eine einzelne Rückfahrt buchen für sofort, schon. Der Preis entspricht dem kompletten Hin/Rückticket, daher lehne ich dankend ab. Inzwischen habe ich Hunger und gönne mir im Hut zwei Stück Pizza samt Getränk. 15.30h - trotz gemütlich langsam essen, zieht sich die Zeit, wie Kaugummi.
Noch ein Kaffee bei StarBucks, denke ich mir und dort abhängen. Denkste - kein Sitzplatz frei. Also zum gefühlt zehnten Mal im Bahnhofsgebäude rumlatschen und der Kranken noch ein paar Mitbringsel besorgen. Um 16:00h gehe ich genervt auf den Bahnsteig zumindest kann man dort sitzen und auch rauchen.
Heilfroh, da völlig verfroren, steige ich um 16:49h in den völlig überfüllten NRW-Express und welch Glück, ein Klappsitz ist noch frei. Egal es ist warm und trocken, allerdings riecht es wie in der Frittenbude. Igitt!! Ich schaue mich um. Schräg gegenüber sitzen zwei "Damen". Unwillkürlich denke ich an den Film "Vom Winde verweht " und Scarletts Mummi! Zu zweit passen sie gerade auf den Vierer-Sitz. Lebhaft ins Gespräch vertieft, neben sich, jede einen Eimer von KFC. Nun weiß ich wo der Geruch herkommt. Sie knabbern die Keulen weg, wie andere Leute, Chips.
Puh ne....es wird immer voller. Die Massen blockieren schon den Ausstieg und mitten darin, frisch zugestiegen zwei sturzbetrunkene Fußball Fans, die uns lautstark an jedem, je gelernten Lied teilhaben lassen.
Zum Glück nur noch zwei Stationen bis Dortmund, da kann ich raus und umsteigen. Bei dem Gegröle rollen sich nicht nur die Fussnägel auf, auch die Ansage ist nicht mehr zu verstehen. Verflixt eigentlich müsste es Dortmund sein. Mein Klappsitznachbar fragt: "Steigen sie auch in Dortmund aus?" Als ich nicke meint er mit Verschwörermine: "Wir sollten ins andere Abteil zum Ausstieg gehen." Ich muss lachen, denn ich weiß was er meint, mit Blick auf den Sängerknaben. Gesagt getan - wir quetschen uns durch. Die Ansage setzt uns nun über eine Verspätung in Kenntnis. Ich schaue auf mein Ticket. Verflucht aus den 15 Minuten bis zum IC wird eine Minute. "Ich muss auch zum IC, wir müssen rennen." sagt der Herr von eben, der gleich mit auf mein Ticket geschaut hat.^^
Keine Ahnung wie, aber irgendwie schaffen wir es, die drei Gleise samt Treppen in der Zeit zu bewältigen und werden belohnt mit Sitzplatz und ganz viel Luft.
Die restlichen 45 Minuten, samt Fahrt mit der Stadtbahn laufen am Schnürchen. Die lautstarke Türken Demo am Bahnhof erwähne ich jetzt nicht mehr. Völlig "relaxt" bin ich um 19:40h in der Wohnung.
Ich antworte meiner Freundin:
"Es lief echt gut bis auf ein paar Nicklichkeiten!"
@****ris
09/03/17