Die Bar lag ganz in der Nähe des verlassenen Industriegebiets. Bei diesem stürmischen Wetter quälte ich mich trotzdem aus dem Haus. Mit voller Kraft blies mir der eisige Wind ins Gesicht. Hätte ich doch nur meinen Wanderstab mitgenommen. Bei diesem Orkan hätte ich ihn gut gebrauchen können. Aber es war zu spät um zurückzugehen, denn ich wurde bereits erwartet.
Ich lief die Straße entlang und bog nach links auf die verlassene Allee ab. Unheimlich fielen die Schatten der Bäume auf die Straße. Aber schon sah ich den feuerroten Schriftzug "Zum Lustmolch" der Bar und mit schnellen Schritten folgte ich dem einladenden Licht, das durch die Fenster schien. An der Tür hielt ich kurz inne und atmete tief durch. "Soll ich wirklich hineingehen? Noch wäre Zeit um umzukehren." Ein heiseres Stöhnen drang durch die Tür.
Kurzentschlossen trat ich ein. Sofort sah ich ihn. Colin war einer der Besten weit und breit. Obwohl fast alles was er tat, darin bestand, hier abzuhängen und sich voll laufen zu lassen. Ich trat zu ihm an die Bar.
“Na, du Biest, brauchst Du’s heut mal wieder”. Nette Begrüßung, aber besonders redegewandt war er noch nie.
“Hast Du’s dabei?” fragte ich ihn erwartungsvoll.
“Ich mag Dich, mit Dir mach ich’s jederzeit noch mal."
“Für nen alten Mann hast Du’s ganz gut drauf. Was soll’s kosten?”
“Zweihundert Mäuse und ein Drink.” antwortete er und grinst dabei hämisch.
Aus irgendeinem Grund erinnert er mich dabei an einen Killer-Wal.
“OK, der Drink geht auf mich, aber zweihundert Mäuse? Das letzte Mal wolltest Du nur hundert.”
“Hey, der Whiskey hier kostet mich ne ganze Stange. Ich muss auch sehen wie ich klar komme. Also was ist jetzt?”
“Schon gut, aber den Whiskey kannst Du Dir dann wohl selber bezahlen.” sagte ich und gab ihm das Geld. Dann musste das Teleskop, das ich mir kaufen wollte eben noch eine Zeit warten.
“Hier, sie ist richtig gut geworden. Aber nimm Dir Zeit dafür.” Er schob mir den Umschlag rüber. Als ich danach griff, legte er seine Hand auf meine. “Du kommst doch wieder, oder?"
“Ich weiß nicht, das muss irgendwann aufhören”. entgegnete ich und schaute ihm dabei tief in die Augen. Doch wir wussten beide, dass ich mich meinem Fetisch nicht entziehen konnte. Ich würde wiederkommen, schon sehr bald.
Wortlos drehte ich um und ohne mich umzuschauen verließ ich die Bar. Ich konnte es kaum erwarten.
Zuhause angekommen schenkte ich mir ein Glas Wein ein und zündete ein paar Kerzen an. Ja, ich sollte mir Zeit lassen, doch die Spannung war unerträglich. Hastig zog ich mich aus und legte mich nackt aufs Bett. Der Umschlag lag immer noch verschlossen neben mir. Mit zittrigen Händen öffnete ich ihn und nahm den Inhalt heraus. Schon auf den ersten Blick sah ich, dass sich das viele Geld gelohnt hatte. “Geheimnisvolle Überraschung“, welch ein passender Titel für eine erotische Kurzgeschichte. Ich fing an zu lesen...