Heroes
"Träumen wir?", fragt sie leise."Nein. Wir erleben unseren Traum. In diesem Moment."
Die Wand in ihrem nackten Rücken fühlt sich kalt an. Kalt und hart. Es ist ein willkommenes Gefühl, um sich lebendig zu fühlen. Um diesen Moment als real zu erleben. Echt und intensiv.
Sein erhitzter Körper drückt sich an sie, als sei es das letzte Mal.
Ihre Stimme klingt rauchig, heiser. Eben noch hat sie lust- und schmerzvoll geschrien, als seine Peitsche auf ihrem Körper tanzte. Liebevoll und beißend.
Im Hintergrund erklingt eine Coverversion von Bowies "Heroes" in Endlosschleife. Ihr Lied.
Du,
könntest Du schwimmen,
wie Delphine,
Delphine es tun.
Niemand gibt uns eine Chance.
Doch können wir siegen,
für immer und immer.
Und wir sind dann Helden,
für einen Tag.
Und sie schwimmen gemeinsam dahin mit der Musik und ihrer Hingabe. Sie sind Helden, für diesen Tag, leben ihr Spiel der Leidenschaft und Liebe, vergessen die Welt, die sich währenddessen unaufhaltsam weiterdreht.
Sie wissen, es könnte ihr letztes Spiel sein.
Plötzlich ein scharfes Pfeifen in der Luft. Ein Einschlag. Donner. Das Haus bebt, die Wand zur Straße stürzt mit lautem Getöse ein. Und mit ihr verschwindet seine Uniform, die sie ihm Stunden zuvor vom Leib gerissen hat.
Der Himmel färbt sich gelb. Rauch schwängert die Luft.
"Sie werden dich finden und mir wegnehmen."
Mit seinen Küssen bringt er sie zum Schweigen: "Du bist meine Königin."
Ich,
ich bin dann König.
Und Du,
Du Königin.
Obwohl sie
unschlagbar scheinen,
werden wir Helden
für einen Tag.
Wir sind dann wir
an diesem Tag.
Er drückt sie an die verbliebene Wand. Seine Küsse sind leidenschaftlich und fordernd. Beide fühlen es nun. Dies ist ein Moment, der niemals wiederkehren wird.
Er dringt in sie ein, ihr Körper drängt sich ihm in Lust entgegen. Der ansteigende Lärm der Gewehre und Bomben droht, ihre Musik zu übertönen. Aber sie sind in ihrer Welt, nichts kann sie nun noch dort heraus holen, nichts kann sie wirklich töten. Nichts kann sie mehr trennen. Nie mehr.
Ich,
ich glaub' das zu träumen.
Die Mauer
im Rücken war kalt.
Schüsse zerreißen die Luft,
doch wir küssen,
als ob nichts geschieht.
Und die Scham fiel auf ihre Seite.
Oh, wir können sie schlagen,
für alle Zeiten.
Sie sind im Rausch ihrer Liebe und ihrer Leidenschaft. Dieser Augenblick wird endlos sein.
Erneutes Pfeifen rast auf sie zu. Er nimmt sie härter, inniger. Tränen fließen über ihre Wangen. Bei beiden. So fest sie kann, krallt sie ihre Fingernägel in seinen Rücken. Nur noch fest halten ...
Ein lauter Donner - das Haus ist nur noch ein Haufen Schutt.
Aus dem Geröll, das vor wenigen Minuten noch ein Haus war, erklingt noch viele Stunden lang leise ein Lied. In Endlosschleife.
Dann sind wir Helden,
nur diesen Tag.
Inspired by
© GefallenerEngel