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Der Steinmann

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Der Steinmann
Es geschah vor langer Zeit, als die Menschen noch an die Natur glaubten. An die Götter, die in Pflanzen, Bäumen und Steinen lebten und über alles wachten.

Einst trug es sich zu, dass in der kleinen Kreissiedlung, hoch oben auf den grünen Hügeln, nahe dem grauen Felsengebirge, etwas Seltsames geschah.

Eines Nachts, zur Sommersonnenwende, als alle Dorfbewohner um ein Lagerfeuer saßen, das auf dem Dorfplatz loderte, erzählten die Alten die Geschichte vom Steinmann.

Zu seinen Lebzeiten vor vielen Monden, als der Steinmann bereits ein alter Mann war, der von allen als herzlos bezeichnet wurde, fand er noch das Glück in einer jungen, hübschen Gemahlin. Diese gebar ihm, im Jahr nach ihrer Vereinigungszeremonie, eine wunderschöne, zarte Tochter. Doch nach nur zwei Wintern, entdeckte man das Kind mit seiner Mutter. Beide erdrosselt am Brunnen des Dorfes. Die erzürnte Dorfgemeinschaft wollte den schon seit langem seltsam anmutenden Mann vor das Gericht der Götter bringen, doch war dieser unauffindbar.

Wenige Monate später erblickten die Männer des Dorfes beim Holzsammeln im Wald, direkt am Fuße des Felsengebirges ein steinernes Gebilde, das sie erschauern ließ. Dieses hatte die Form eines Mannes, der gebeugt auf einem großen Stein saß und voller Kummer sein Gesicht in den Händen verbarg. Die Ellbogen aufgestützt auf die Oberschenkel, den Kopf in die Hände geneigt.

‚Das ist die Rache der Götter!‘ waren sich die Männer einig und berichteten triumphierend dem Dorf von der Gerechtigkeit, die der Tochter und der Frau widerfahren war. Dies musste der Mörder der beiden sein und der Beweis, dass sich Unrecht nicht lohnt. Fortan war er nur noch der Steinmann genannt.

Die Kinder des Dorfes liebten diese Geschichte, da sie ihnen jedes Mal Gänsehaut bescherte. Wie mächtig doch die Götter waren! Trotzdem trieb sie ihre Neugier immer wieder in den Wald. Dort, in direkter Nähe des Mannes, erzählten die älteren Kinder den jüngsten selbsterfundene Schauergeschichten über den Steinmann. Er würde nachts die bösen Kinder aus ihren Betten rauben und auffressen. Sie mit seinen steinernen Hauern zu Staub zermalmen.

Doch die kleine Ana glaubte dies nicht. Eines Morgens schlich sie allein in den Wald, um den Steinmann in Ruhe ansehen zu können. Ohne die anderen, großen Jungs, die sich nur lustig über alles machten.

Sie betrachtete die steinerne Figur. Die großen Füße standen nebeneinander, die Knie angewinkelt, als würde sich der Mann gleich erheben. Seine groben Hände bedeckten ein kantiges Gesicht. Neugierig beugte sich Ana vor, um einen Blick hinter diese Hände zu erhaschen, doch lagen sie zu dicht am steinernen Antlitz.
Ihre großen Augen blickten mitfühlend auf diesen Mann, der so unendlich traurig erschien.

Sanft berührt ihre kleine Hand das Knie des Steinmannes.
‚Ich glaube nicht, dass du böse bist, so wie alle erzählen‘ flüsterte Ana und spürte, wie sich der Fels unter ihrer Hand erwärmte. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück, starrt auf das Gestein, das plötzlich die Farbe wechselte. An der Stelle, an der ihre Hand noch vor kurzem lag, änderte sich das dunkle Grau in ein helles Weiß. Ana stolperte rückwärts, den Blick gebannt auf diesen Vorgang, der sich über den Steinmann hinweg zog. Sie drehte sich um und rannte, so schnell ihre kurzen Beine sie tragen konnten, zurück ins Dorf.

Der Stein knackte und knarzte. Risse taten sich auf. Die Wärme aus reiner Güte der kleinen Ana floss durch den Fels. Der Steinmann, tief in seinem starren Gefängnis erschrak. Auch wenn er all die lange Zeit in dieser Position verharrt hatte, bekam er doch mit, was um ihn herum geschah. Die Jahreszeiten, die kamen und gingen, Ulfrich, der einmal zu ihm kam, nur um ihn zu verspotten, dass er, Ulfrich, nie für den Mord angeklagt werden würde.
Er hörte die anderen Menschen, die höhnend an ihm vorüber zogen, die Kinder, die ihre Schauergeschichten erzählten und nun die kleine Ana.

Sie erinnerte ihn an seine kleine Tochter. Welches Glück ihm ihre Geburt einst bescherte. Doch, wie es dem Glück eigen ist, blieb es nicht lange. Die Familie erkrankte während eines harten Winters. Einen Heiler konnte er sich nicht leisten. So bat er die Kräuterfrau um Hilfe. Diese versprach, trotz seiner Armut, ihren Mann Ulfrich mit ein paar Blättern und Wurzeln zu ihm zu schicken.
Als Ulfrich jedoch am Haus eintraf, verlangte dieser unwirsch, er solle gefälligst die Medizin für die nutzlosen Weiber zahlen. Er bat Ulfrich um Mitleid, da er selbst erkrankt war und nicht arbeiten konnte. Er hatte nichts, was er ihm bieten konnte. Zornig warf Ulfrich das kleine, von seiner Frau sorgsam geschnürte Bündel zu Boden und drohte, er würde schon sehen, was mit denen passiert, die andere nur ausnutzten. Ulfrichs Augen funkelten dabei vor Wut und jagten ihm schreckliche Angst ein.

Nur wenige Tage später, als er von einer erneut erfolglosen Hasenjagd zurückkehrte, fand er seine Frau und Tochter tot am Brunnen auf. Voller Verzweiflung entschloss er zu fliehen. Er wusste, niemand würde ihm glauben, dass er nichts mit deren Tod zu tun hatte.
Ulfrich, den Mann der angesehenen Kräuterfrau, würde er nie glaubhaft beschuldigen können. So floh er. Für immer. Ohne sich um seine Liebsten kümmern zu können, dass sie ordentlich vor die Götter treten konnten. Er betete, dass die Dorfgemeinschaft dafür sorgen möge.

In den felsigen Höhlen, die in dem uralten Steingebirge existierten, fand er Zuflucht. Doch der Kummer machte ihm das karge Leben schwer. Jeden Tag ein wenig mehr. Er spürte eine innere Schwere, die sich in ihm breit machte. Sie lähmte zuerst seinen rechten Arm, dann das Bein, zog hinüber auf die linke Seite und ergriff irgendwann sein Herz. Als er kaum mehr als hinken konnte, schleppte er sich an den Fuß des Berges. Mit Blick auf den Wald, hinter dem sein Dorf lag. Ächzend ließ er sich auf einen großen Stein nieder und legte das Gesicht in seine Handflächen. Der Kummer füllte ihn aus. Sein Körper erstarrte, bis er vollkommen versteinerte.

Doch nun, durch die Berührung der kleinen Ana, geschah das Wunder. Die Götter hatten sich erweichen lassen. Die Wärme der winzigen Hand auf seinem Knie wanderte hinauf in seinen Leib, breitete sich in seiner Brust aus und versetzte sein Herz in Aufruhr. Es begann zu zucken und zu pochen, dehnte sich aus um mit einem lauten Knirschen zu zerspringen. Er spürte nichts mehr. Nur tiefste Zufriedenheit. Jetzt würde er erlöst sein. Endlich könnte er seiner Frau und Tochter im Reich der Götter gegenübertreten. Für immer mit ihnen vereint.

Die kleine Ana traute sich erst viele Tage später wieder in den Wald. Sie wollte sehen, was mit dem Steinmann geschehen sein mochte. Als sie die Stelle erreichte, an der letztens noch der Mann aus Fels saß, war nichts mehr, außer einem kleinen Haufen feinen Sandes. Doch oben auf dem Haufen, halb verdeckt, lag ein glatt polierter Stein. Ana zog ihn vorsichtig hervor und bettete ihn in ihren Händen. Sie betrachtete ihn genauer, streichelte sanft die erstaunlich warme Oberfläche und lächelte.
Der glatte Stein hatte die Form eines Herzens.

Lys © 12/14
Oh,
wie schön!
Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen ... *spitze*


*danke*laf
It´s me!
*********ld63 Frau
8.190 Beiträge
Sehr schöne Geschichte, sehr berührend *blumenschenk*

Into
Eine echte Lys-Geschichte

*bravo* Ev
******ier Frau
36.568 Beiträge
Das ist ja schön!
Ich bin ganz verzaubert.
Was Liebe und Güte alles bewirken kann.
*omm*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Ein schönes Märchen, sagenhaft.
Flüssig geschrieben, ich habe es verschlungen...
*g*
****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank

*freu*
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