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Projekt Stilübung - Der Apfel

Projekt Stilübung - Der Apfel
Hallo Ihr Lieben,

nun mal kein poetry slam Text, sondern das Ergebnis aus einer Schreibwerkstatt. Ziel ist, die Geschichte in 100 Versionen zu erzählen. Wahrscheinlich brauche ich den Rest meines Lebens dazu. Aber es macht mir einfach Spaß.

Ich werde die Texte nach und nach hier einstellen und freue mich über Kritik. Und natürlich über Anregungen, in welchem Stil ich die Geschichte auch noch erzählen könnte.

Viel Spaß beim Lesen
Spannend
Er war reif. Das Gewitter kam auf ihn zu. Die anderen hatten ein übles Ende genommen. Nein. Er würde sich seinem Schicksal nicht ergeben.
Der Wind peitschte unbarmherzig. Er konnte sich kaum noch halten. Der Ast über ihm ächzte, sein Stiel - knack – er stürzte ab. Tiefe Nacht umfing ihn.
Was dann geschah, war ein Wunder. Er begriff es erst viel später. Als er über sich hinaus gewachsen war.
Es dauerte noch einige Jahre, bis seine Früchte reif waren. Und sie nannten ihn: „Apfel“.
Lyrisch
Der Apfel sprach: „Ich bin so reif, was soll nur aus mir werden? Ich will nicht sterben ohne Sinn, ich will … ich will … so bleiben, wie ich bin.“
Wind kam auf und rüttelte am Baum. Der Apfel saß fest, spürte es erst kaum. „Ich bleibe, wo ich bin, mich kann nichts beirren. Ich bin ein Apfel und halte mich fest. Hier oben gehör ich hin.“
Mit leisem Knack saust er hernieder, fällt zu Boden, hüpft kurz auf. Er rollt ein Stück im nassen Gras, bleibt schließlich liegen, den Schnecken zum Fraß.
„Wo bin ich? Was ist mir geschehn? Oh weh, jetzt muss ich elendig vergehn.“ Ganz schwindlig ist dem Apfel vom vielen Drehen um sich selbst. Erschlagen vom tiefen Fall, dämmert ihm mit einem Mal, dass nichts mehr sein wird, wie es war.
Er liegt in einem kleinen Loch und kann den Sturz nicht fassen. Dort oben auf dem Baum einst konnt er so gelassen sich die Welt von oben besehen.
Die Zeit bleibt nicht stehen, bald wird er braun und faulig. Traurig zieht er sich in sein Gehäuse zurück, beklagt sein Unglück in tiefstem Kern.
Eine Maus hat gerade diesen Apfel gern, und knabbert am Gehäuse. Und wie die Mäuse nun mal sind, nimmt sich die Maus den Kern geschwind hinein in ihr Mäusevorratskämmerlein.
Dort liegt der Kern, sein Wesen in tiefer Erde. Selbstvergessen schläft er ein und träumt, dass aus ihm ein Apfelbaum werde. Und als im Frühling er erwacht, wer hätte das gedacht, schiebt sich ein Keim durch die Erde.
Jahre später ward aus dem Apfelkern ein stolzer Apfelbaum. Und dass er als Apfel gefallen, war vergessen, nur ein Traum. Bis zu jenem Tag. Seine Äste voll behangen bekam ein Apfel das große Bangen und sprach: „Ich bin so reif, was soll nur aus mir werden? Ich will nicht sterben ohne Sinn. Ich will … ich will … so bleiben, wie ich bin.“
Nachbarbaum
So ein Lackapfel! Hängt am Baum und bildet sich was darauf ein, wie schön er ist, wie viel Geschmack er hat. Was für ein eingebildetes Früchtchen. Hochmut kommt vor dem Fall. Ja, der Wind hat ihm die Flausen ausgetrieben, jetzt liegt er da im Matsch, fault vor sich hin und wird selbst zu Matsch. Geschieht ihm recht.
Doch was seh ich? Da knabbert sich eine Maus bis zum Gehäuse und trägt die Kerne fort. Nein! Tus nicht! Am Ende treibt der Kern noch aus und wird selbst zum Lackapfelbaum. Das wäre ja noch schöner. Die Sorte hab ich echt gefressen.
Rückwärts
Was schreit der Apfel da an meinem Ast?: „„Ich bin so reif, was soll nur aus mir werden? Ich will nicht sterben, ohne Sinn … ich will … ich will …“
So ein trotziges Apfelkind. Hat keine Ahnung, wie lange das gedauert hat, bis ich ihm sein Leben schenken konnte. Auch ich hab mal klein angefangen, war ein Apfelkern in der Erde. Ich hatte großes Glück mit einer kleinen Maus. Die hatte mich Apfel unter die Erde gebracht. An mir geknabbert und im Gras gefunden. War das ein Schreck, als ich vom Baum fiel. Ja, ich war auch so trotzig und stolz. Aber wahre Größe erlangst Du nur, wenn Du fällst. Und dann beginnst zu wachsen.
Vorhersage
Du wirst reif und saftig sein wie ein Apfel am Baum.
Doch so sehr Du es Dir wünschst, früher oder später weht ein frischer Wind in Dein Leben, wird zum Sturm, wird dich von Deinem Platz vertreiben.
Du wirst fallen, tief fallen. Du wirst Dich ein ums andere Mal überschlagen, um Dich selbst drehen, bis Du nicht mehr weißt, was oben und unten ist.
Und dann wird es in Dir gären. Du wirst faul, gammelst vor Dich hin. Ich rate Dir, verzweifle nicht. Zieh Dich zurück. Erkunde Deinen Wesenskern.
Ich sehe ein helfendes Wesen, klein und scheu, das Dich an den rechten Platz bringen wird. Was in Dir angelegt ist, wird keimen. Du wirst Dich entfalten.
Vertraue dem Fluss des Leben, auch wenn es zuerst ausweglos erscheint. Du wirst wachsen, voller Licht und Liebe, den Unwettern des Lebens trotzen, Dich beugen, aber nicht brechen. Am Ende wird Deine Seele selbst wie ein wunderschöner Apfelbaum erblühen und stolze Früchte tragen.
Alles wird gut!
Wortkomposition
Ein Apfeleinbild festkrallte sich am Ast, doch windschwindelte ihm ob des Sturmbös, bis dass der Zweig achkrachte und ihm kullerfalldings das Grasmatsch entgegenblichte. Da frustdauerte er in Ohnmacht, voll Faulrück in Kern, bis dass ein Mausvielfraß ihn unter Erde obvergesste. Von dort keimtrieb ihn zu Baumgroßjahren, und Apfeleinbild am Ast sich festkrallte …
*****ard Frau
1.010 Beiträge
Die Idee :-)
... um einen Apfel 100 kleine Geschichten zu schreiben finde ich super. Perspektivisch unschlagbar... Wird nicht alles aus verschiedensten Ansichten beurteilt/verurteilt/gelobt und bemängelt?

Schöne Idee... Ich wünschte,die Texte wären länger und empathischer... Menno, der hat doch auch Gefühle, die er loswerden will....

Weiterschreiben *g*

Stups... von Saly
Momentaufnahme
Vielen Dank, Saly. Na, da hab ich hier vielleicht was für Dich:

So ein Schmarrn. Kaiserschmarrn. Apfelkuchen, Most. Gehts noch? Hab ich da Lust zu? Ich will hier hängen bleiben, knackig und frisch, will abschalten, Pause machen, nicht mehr Denken, nicht mehr Fühlen. Immer diese Ungewissheit. Immer diese Bilder, was sein könnte, wovon ich nichts weiß, wovon ich eigentlich nichts wissen will, und spinne sie mir doch zusammen. Bin nicht Hier, nicht Jetzt, nicht Gestern, nicht Morgen, in der Parallelwelt der Möglichkeiten, um mich scheinbar vorzubereiten auf das, was kommen könnte, was sein könnte, was nicht sein könnte. Geht’s noch?
Wenn mich jetzt der Sturm vom Baum wirft, was mach ich dann? Im Gras verrotten, von Vögeln bepickt, von Schnecken verschleimt? Was mach ich dann?
Und was mach ich jetzt? Darüber nachdenken, was ich dann mache. Darüber nachdenken, was ich dann nicht mehr kann. Nicht mehr hier oben mich von der Sonne reifen lassen, einfach am Ast abhängen und meine Ruhe haben. Ich weiß, das kann so ewig nicht weiter gehen. Das weiß ich. Auch wenn ich es will.
Irgendwann liege ich da unten und verrotte. Und wenn ich Glück habe, wird aus mir doch noch was Sinnvolles, Kaiserschmarrn, Apfelkuchen, Most. Hab ich da Lust zu? Ja, wenn ein Kern von mir durch glückliche Umstände unter die Erde gelangt, und da wären günstige Bedingungen. Und würde dieser Kern keimen , zu einem stattlichen Apfelbaum heranwachsen …
Ja, dann würde ich mich selbst neu kreieren ...aber ach, hier hänge ich, perfekt geformt. Und plage mich. Weil ich nicht weiß, was sein wird. Hab ich da Lust zu?
Chatroom
Sie: Hey. Tolles Profilbild. Schöner Apfel *g*
Er: Ja, danke. Bin genauso knackig und saftig. Magst mal an mir knabbern?
Sie: Komm mal runter von Deinem hohen Ast.
Er: Aber gerne doch, wenn Du der Wind bist, und mal kräftig bläst …. lol …
Sie: hmm .. pust … pust … pust …
Er: Knack. Hilfe … ich falle. Ich falle. Fang mich auf. Nicht so heftig …Du bist ja eine... Wow!
Sie: Du wolltest es ja nicht anders. Na? Schon am Boden zerstört?
Er: Nein, aber wenn Du mich nicht bald aufsammelst, werd ich faul...
Sie: Na, was will ich denn schon mit Fallobst... nachher steckt da noch der Wurm drin. Und faule Stellen hast du bestimmt.
Er: Komm. Ich kenne ne Stelle an mir, die ist ganz bestimmt nicht faul .... Du bist ne süße Maus. Nimm mich und trag mich in deinen Bau. Und dann kannst Du mich in aller Ruhe vernaschen. Ich bin lecker, glaub mir... Hast Du Lust?
Sie: Nur mal Ruhe mit den Äpfeln. Ich glaub, Du musst erst mal zu nem gestandenen Apfelbaum werden, um es mit meinen Äpfeln aufzunehmen.
Er: Aber gerne doch. Ich wachs zu Dir rüber, und dann schütteln wir gemeinsam Äpfel …. Komm schon...
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Irgendwie fühle ich mich da doch sehr an "Hurz!" von Hape Kerkeling erinnert ...



(Der Antaghar)
*****ard Frau
1.010 Beiträge
*lol*
Sie: Hey. Tolles Profilbild. Schöner Apfel *g*
Er: Ja, danke. Bin genauso knackig und saftig. Magst mal an mir knabbern?........

Habe so was von gelacht. *haumichwech* *haumichwech* *haumichwech*
Klasse *g*

Liebe Grüße
Saly
Leserbrief an eine Gartenzeitschrift
Wie jedes Jahr trägt unser Apfelbaum reichlich Früchte. Und wenn dann ein stürmischer Wind aufkommt, liegen am nächsten Morgen unzählige Äpfel am Boden. Es sind so viele, dass ich nicht alle zu Apfelmus, Apfelkuchen, Apfelsaft, Apfelringe, Apfelwein, Apfelstrudel, Apfelallerlei verarbeiten kann. Also lassen wir den einen oder anderen Apfel auch mal liegen. Aber es hat mich doch verwundert, dass an ganz anderer Stelle ein neuer Apfelbaum gewachsen ist, nicht sortenrein, aber doch sehr schmackhaft. Und er trägt inzwischen ebenso reichlich Früchte wie sein Stammvater. Nun haben wir jedes Jahr noch mehr zu ernten, und ich weiß nicht, ob ich nicht einen der zwei Bäume fällen soll, weil wir mit Ernten einfach nicht mehr hinterher kommen. Was soll ich tun?
Lustvoll
Hach, ist das schön hier oben. Ist das geil, wie der Wind über meine Schale streicht. Ja … es fühlt sich so gut an … mehr … Jaaa … lieber Wind, Du darfst gerne eine wenig heftiger werden … schaukel mich … was für ein schöner Ausblick von hier oben …
Uups … jetzt ist mein Montagepunkt gerissen … ich falle, ja, ich lass alles los .. boah … auf der Erde hüpfen und rollen … total lustig …
Ok, jetzt ist Ruhe. Ist gut so, ich brauch mal ne Pause. Das Leben ist so spannend... einfach mal da sein, einfach mal faul sein, träumen … das wird schon werden …
Ja, was macht denn die Maus mit mir? Super … nimm mich ….
Ist das schön hier unter der Erde … so warm und feucht und dunkel …
Und über mir spür ich die Sonne … ich lass mich da mal hin treiben … lass meinem Trieb freien Lauf … unglaublich … Ich wachse …
Schau mal, was aus mir geworden ist … bin ich nicht ein schöner Apfelbaum?
Passiv
Ein Apfel wurde, am Ast gewachsen, voll ausgereift. Ewig schön und knackig zu bleiben wurde von ihm gesinnt. Aber schon bald wurde es ausgeträumt.
Vom Wind hin und her gebaumelt, wurde sein Festhängen geknackt, sein Fleisch mitsamt Hoffnung zu Boden geschmettert und ins Gras gerollt. Aller Schönheit beraubt wurde er, faul und braun, zermatscht, von Schnecken umschleimt.
Das Schicksal wurde ihm durch eine Maus geschickt. Sein Gehäuse in ihren Bau getragen, wurde sein Kern vergessen.
So wurde, dieser zur rechten Zeit gekeimt, die Erde von ihm durchbrochen. Vom Sonnenlicht wurde sein Trieb in den Himmel gezogen, schön anmutig gewachsen, zum neuen Apfelbaum.
Im Kreislauf des ewigen Werdens und Vergehens wurden auch seine Früchte voll ausgereift, ewig knackig und schön zu bleiben gesinnt, ebenso ausgeträumt und abgeworfen...
Büttenrede
Fällt der Apfel von dem Stamm, kann er fliegen, dann und wann.
Fällt er einfach runter, wird das Gras gleich bunter.
Schleimen Schnecken über seine Haut, huch, wie es da dem Apfel graut.
Wird sein Fleisch dann matschig braun – ists vorbei mit dem Apfeltraum.
Nimmt die Maus nun das Gehäuse, lachen alle ihre Läuse.
Ist die Maus dann aus dem Haus, treibt der Apfelkern schnell aus.
Schiebt er seinen Trieb nach oben, kann er bald die Sonne loben.
Wächst aus dem Kern ein Apfelbaum, hat er einen neuen Traum.
Und die Moral von der Geschicht:
ein Same keimt Richtung Licht.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Und Omas Apfelkuchen schmeckt allemal.
Moderne Lyrik
Apfel.
Schön
Apfel @ Ast / Wind. Lol. Knack. Apfel @ fällt. sry
Gras.
Apfel @ Gras
Matsch. fault
Verfault.
Ppkm.
TM.
Fault @ weiter / Schnecken. Schnecken @ Igitt. com


Maus.
Maus @ Apfel / Erde. com
Apfelkern. Lol.
Apfel. Kern @ keimt. com
Apfel - Kern. Com / wächst- gedeiht/ wächst- weiter/
Apfel. Baum.
Schön.
******ier Frau
36.324 Beiträge
Also ich muss jetzt mal sagen, dass ich diesen Thred gespannt verfolge und die vielen verschiedenen Stilrichtungen sehr interessiert lese.
Ich finde das sehr kreativ und sehr mutig.
*spitze* *bravo*
Der Apfelkönig
Wer baumelt so spät bei Nacht und Wind? Es ist ein Apfel ohne Grind.
Er hängt am Baum, der Wind pfeift laut, er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut.

Mein Apfel, was birgst Du so bang Dein Gesicht? Siehst Du, Baum, den Apfelkönig nicht?
Den Apfelkönig mit Butzen und Kern? Mein Apfel, das ist nur ein Stern.

Du lieber Apfel, komm lass mal los. Ich bette Dich weich in der Erde Schoß.
Dort kannst Du schlafen, träumen, keimen. Dich mit der Welt ganz neu vereinen.

Mein Baum, mein Baum, und hörest Du nicht, was der Apfelkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Apfelkind, in meinen Blättern säuselt nur der Wind.

Willst feiner Apfel Du mit mir gehen? Dir die Welt von unten besehn?
Glaub mir, es ist gerade die rechte Zeit. Lass los, es ist schon alles für dich bereit.

Mein Baum, mein Baum, und siehst Du nicht dort des Apfelkönigs Grinsen an düsterem Ort?
Mein Apfel, mein Apfel, ich seh es genau: es sind ein paar Mäuse, grau in grau.

Oh Apfel, ich lieb Dich, deine Gestalt, und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
Mein Baum, mein Baum, jetzt fasst er mich an. Der Apfelkönig hat mir ein Leids getan.

Dem Baume grausets, er schwankt im Wind, es knackt, und fort ist das Apfelkind.
Dieses landet mit Müh und Not auf einer Maus. Die ist nun tot.
******ier Frau
36.324 Beiträge
*lach* Sehr schön. *danke*
Überarbeitung Gedicht
aufgrund Anregungen habe ich den lyrischen Text ein wenig umgestaltet, damit er sich besser liest. Ist das nun wirklich besser?

Gedicht

Der Apfel sprach: „Ich bin so reif, was soll nur aus mir werden? Ich will nicht sterben ohne Sinn, ich will … ich will … so bleiben, wie ich bin.“
Sturm und Wind rütteln am Baum. Der Apfel hat Angst, er glaubt es kaum. „Ich bleibe, wo ich bin. Hier oben gehör ich hin.“
Mit leisem Knack saust er von oben, hüpft auf den Boden, rollt ein Stück im nassen Gras, den Schnecken zum Fraß.
„Wo bin ich? Was ist mir geschehn? Oh weh, jetzt muss ich elendig vergehn.“ Angeschlagen vom tiefen Fall, dämmert ihm mit einem Mal, dass nichts mehr sein wird, wie es war. Es ist vorbei, das ist ihm klar.
Er liegt in einem kleinen Loch. Sein Schicksal jedoch mag er nicht begreifen. Er möchte einfach weiter reifen.
Stattdessen wird er braun und faulig, zieht sich traurig in sein Gehäuse zurück. Beklagt sein Unglück in tiefstem Kern.

Eine Maus hat gerade diesen Apfel gern, und knabbert am Gehäuse. Und wie die Mäuse nun mal sind, nimmt sich die Maus den Kern geschwind hinein in ihr Mäuse-Vorratskämmerlein.
Selbstvergessen schläft er ein, dort, an diesem Ort, in tiefer Erde. Und träumt, dass aus ihm ein Apfelbaum werde. Und als im Frühling er erwacht, wer hätte das gedacht, schiebt sich ein Keim durch die Flur. Er wächst gemäß seiner Natur.
Jahre später ward aus dem Apfelkern ein stolzer Apfelbaum. Und dass er gefallen, war vergessen, nur ein Traum. Bis eines Tages dieser Wicht, ein Apfel an seinen Ästen spricht: „Ich bin so reif, was soll nur aus mir werden? Ich will nicht sterben ohne Sinn. Ich will … ich will … so bleiben, wie ich bin.“
Passiv
Das Passiv ist ein ganz schwieriges Konstrukt, kann aber auch gerade deswegen sehr witzig sein. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist ...

Passiv
Ein Apfel wurde vom Baum gewachsen voll ausgereift in Schönheit vollendet. Ein Schicksal wurde ihm gesinnt, nicht voll knackig zu bleiben, sondern, diesen Traum ausgeträumt, vom Wind hin und her gebaumelt zu werden, bis er fällt. Er wurde von einer starken Bö erfasst, in seinem Festhängen geknackt, sein Fleisch mitsamt Hoffnung zu Boden geschmettert und ins Gras gerollt. Aller Schönheit beraubt wurde er faul und braun von Schnecken umschleimt.
Doch das Schicksal wurde ihm gerichtet und eine Maus ihm geschickt. Von ihr wurde er in ihren Bau getragen, nicht gänzlich aufgegessen und vergessen.
So wurde nach einiger Zeit, da sein Kern gekeimt, die Erde von ihm durchbrochen. Durch Sonnenlicht, gute Erde und Regen zur rechten Zeit wurde er zum Apfelbaum, schön und anmutig gewachsen, voller Früchte. Und diese wurden von ihm, voll ausgereift, ewig knackig und schön zu bleiben gesinnt, ebenso ausgeträumt und abgeworfen...
Vorwort
Ach ja: Ich habe, da die Apfeltexte wohl 2017 in einem kleinen Buch unserer Ulmer Schreibwerkstatt auftauchen werden, ein kleines Vorwort dazu geschrieben:

Stilübungen à Queneau
Quenau ist ein französischer Dichter und Schriftsteller, geb. 1903, der unter anderem ein kleines Büchlein mit dem Titel „Stilübungen“ verfasste. Darin erzählt er die Anekdote „Autobus S“ mit großer Experimentierfreudigkeit durch alle Stile hindurch in 99 Varianten. Diese Idee hat mich zu einer eigenen Stilübung inspiriert.
Märchen
Es war einmal ein Baum, der lebte glücklich und zufrieden unten im Tal auf einer wunderschönen Wiese. Seine Äste waren voll behangen mit Äpfeln. Besonders ein Apfel war ausgesprochen wohl gewachsen, mit knackiger Haut in leuchtendem Rot. Eines Tages sprach dieser Apfel zum Baum: „Ich bin jetzt reif. Was soll nur aus mir werden? Ich glaube, ich sollte mich aufmachen in die weite Welt. Willst Du mich loslassen, damit ich meiner Wege gehen kann?“ Der Baum sprach: „Ja, mein Sohn, es ist gut. Lass Dich nur fallen, schau Dir die Welt von unten an.“ Da kam ein Wind auf, und flüsterte: „Ich habe deinen Wunsch gehört und werde ihn dir erfüllen. Hab nur keine Angst. Ich werde Dich hin und her baumeln lassen, bis es knackt, und Du hinab fällst. Aber weil Du von selbst darauf gekommen bist, dass es Zeit wird, zu gehen, gebe ich Dir noch dreifachen Rat: Wenn Du Schnecken begegnest, so lass Dich nicht beirren. Auch von den Vögeln nicht. Aber wenn eine Maus in Deine Nähe kommt, so biete ihr Dein Fleisch und lass Dich ein.“ „Vielen Dank, lieber Wind, das werd ich wohl beherzigen.“ sprach der Apfel. Da blies der Wind mit all seiner Kraft, des Apfels Stil brach und er fiel hinab.
Es war ein tiefer Fall, er hüpfte auf und rollte herum, bis er schließlich in einer Kuhle landete. Dort wartete er geduldig sein Schicksal ab. Es dauerte nicht lange, da kamen Schnecken und umschleimten ihn. Er aber ließ sich davon nicht beirren. Auch Vögel kamen herbei und pickten an seiner Schale. Er aber blieb voll guten Mutes. Zwar machte er sich Sorgen, was aus ihm werde. Jedoch gedachte er der Worte des Windes und harrte aus.
Nach 7 Tagen kam eine Maus, betrachtete ihn und sprach: „Du siehst nicht mehr so lecker aus. Aber meine Kinder haben Hunger, und es wird Winter. Ich werde Dich mitnehmen in meinen Bau.“ Der Apfel sprach: „Ja, nimm mich mit. Ich will Dir gerne Nahrung sein für Dich und Deine Kinder. Nimm nur meine Kerne nicht. Und ich danke Dir, dass Du mich an einen anderen Ort bringst. Als Apfel kann ich mich schlecht bewegen.“
So kam es, dass der Apfel unter die Erde kam. Sein Fleisch wurde aufgegessen, seine Kerne blieben liegen.
Und eines Tages, es war schon wieder Frühling, trieb der Apfel aus einem seiner Kerne aus. Es dauerte noch einige Jahre, da war aus dem Apfelkern ein stolzer Apfelbaum geworden. Er stand glücklich und zufrieden unten im Tal auf der Wiese. Wenn der Wind durch ihn hindurch blies, konnte er seinem Mutterbaum zuwinken. Sie hatten beide ihre Freude daran. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute, auf der Wiese, unten im Tal.
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